Sanfte Hügel und mildes Klima laden zum Radfahren oder Nordic Walking ein. Damit lockt das Südburgenland Senioren aus ganz Österreich an, bisher allerdings nur vereinzelt. Es gibt aber die Idee, die Region zum "Florida Österreichs" zu machen.

Foto: Südburgenland Tourismus

Ruhe. Vor allem die gibt es im Südburgenland. "Und das schätzen ältere Menschen", sagt Alfred Saurer von AS Immobilien Südburgenland. Dazu kommen das milde Klima, die sanften Hügel, die zum Wandern und Radfahren einladen, die nahegelegenen Thermen, kein Massentourismus und natürlich die günstigen Immobilienpreise.

Letztere sind vor allem darauf zurückzuführen, dass junge Menschen aus der Region wegziehen. "Die Jungen tun sich hier wirtschaftlich schwer, es gibt wenig Industrie und Arbeitsplätze", sagt Saurer. Die Statistik Austria prognostiziert bis 2075 für die südlichen Bezirke eine Abnahme der Bevölkerungszahlen um bis zu zehn Prozent. In der Region stehen deshalb Häuser leer. Auf diese haben es ältere Semester aus ganz Österreich abgesehen. "Das wird in den letzten Jahren immer mehr", sagt Saurer, "Vorarlberger oder Salzburger verkaufen ihre Häuser in den Bergen und ziehen ins milde, grüne Südburgenland."

Gute Vermarktung

Andreas Kreutzer hat mit seinem Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner für das Burgenland mehrere Studien zum Thema Entwicklung und Tourismus der Region verfasst. Dabei kam ihm die Idee, das Südburgenland könnte zum "Florida Österreichs" werden. Der amerikanische Sonnenscheinstaat hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit gutem Wetter, geringen Lebenskosten und vor allem guter Vermarktung eine sogenannte Herdenmentalität geschaffen, die alte US-Bürger scharenweise nach Florida ziehen ließ. 2020 werden laut U.S. Census Bureau (Volkszählungsbehörde) 26,7 Prozent aller Bewohner älter als 60 Jahre sein, für 2030 rechnet man gar mit 32,5 Prozent.

Kreutzer kennt zwei verschiedene Bewegungen von Menschen im höheren Alter. "Die einen haben ihr Leben lang im Umland gewohnt und wollen in der Pension in die Stadt ziehen, wo etwas los ist. Die anderen – und für sie ist das Südburgenland interessant – wollen von der Stadt aufs Land ziehen." Wer sein Leben lang in einer kleinen Wohnung im neunten Wiener Gemeindebezirk gelebt habe, wolle im Alter raus aufs Land, ist Kreutzer sich sicher.

Der perfekte Alterssitz

Auch er hält das Südburgenland für den perfekten Alterssitz. Landschaftlich eigne sich die Gegend optimal für beliebte Beschäftigungen bei älteren Semestern wie Radfahren, Spazierengehen oder Nordic Walking. Auch Menschen mit kleineren Pensionen könnten sich im Burgenland etwas leisten. "Warum sollte man das nicht forcieren? Die Jungen sind weggezogen und wollen ihre geerbten Häuser verkaufen", sagt Kreutzer. Das sei für Senioren ideal. Auch der angrenzende steirische Raum komme infrage.

Dass sich in der Region nicht viel tut, ist laut Kreutzer ein weiterer Vorteil für Senioren: "Die Gegend ist sicher." Dass es kaum Kriminalität gibt, bestätigt auch Saurer. "Ältere wollen in ihrem Umfeld nicht viel Veränderung und dennoch nicht ganz weit weg vom Schuss leben", sagt Kreutzer weiter. Das Südburgenland eigne sich ideal. Trotz Abgeschiedenheit sei man mit dem Auto von Güssing oder Oberwart "in nicht einmal zwei Stunden" in Wien. Das Südburgenland vereine viele gute Eigenschaften, erklärt Saurer und schwärmt von der "angenehmen Lebensart", die die Region präge.

Dass Ältere ins Burgenland ziehen, sei bisher nur einzeln zu beobachten – "etwa 100 bis 200 ältere Menschen übersiedeln derzeit pro Jahr ins Burgenland", sagt Kreutzer. Um den Süden des Bundeslandes zum "Florida Österreichs" zu machen, brauche es noch Bekenntnisse der Politik. Bisher sind vor allem Nebenwohnsitze in der Region beliebt. "100 Tage bis zu einem Drittel des Jahres im Südburgenland zu verbringen ist ein Modell, das jetzt schon stark gelebt wird", sagt Kreutzer. Es müsse jedoch weitergehen, glaubt der Berater: "Seinen Hauptwohnsitz gleich ins Südburgenland zu verlegen muss propagiert werden."

Bisher nur eine Vision

Zudem müsse notwendige In-frastruktur forciert werden, um die Gegend noch attraktiver zu machen. Es brauche Transportmöglichkeiten für Senioren, Pflegedienste sowie ärztliche Versorgung. Ein konkretes Konzept sei unumgänglich, darin müssten etwa Dienstleistungen festgelegt sein, die vor Ort angeboten werden. "Wenn Senioren dort in leerstehende Einfamilienhäuser einziehen, muss es Dienstleister geben, die sich um die Gärten dieser Häuser kümmern, weil ältere Menschen diese Arbeiten nicht mehr schaffen", sagt Kreutzer. Zudem müsse die Region offiziell als "Florida" tituliert werden, bisher sei das nur eine Vision.

Im Idealfall beziehen ältere Hinzugezogene leerstehende Gebäude im Ortskern burgenländischer Städte und Dörfer. "Seniorensiedlungen" sollen nicht entstehen, meint Kreutzer. "Ältere wollen in die Gemeinschaft eingebunden sein, so wie sie es von früher auch aus den Städten gewohnt sind." Im Burgenland könnten sie das wiederfinden – "ein Leben in einem Ortsverbund".

Setzt sich die Idee durch, muss aber auch in die Zukunft gedacht werden. Sind es anfangs vor allem mobile, fitte Senioren, die ins Burgenland übersiedeln, so müsse es längerfristig barrierefreie Häuser und Konzepte und Angebote für pflegebedürftige Menschen geben. Im Südburgenland sei man darauf gut vorbereitet, glaubt Saurer: "Es gibt bei uns Angebote im Bereich betreutes Wohnen oder in der Hauskrankenpflege." Bleibt abzuwarten, ob sich die Zielgruppe von all diesen seniorengerechten Angeboten locken lässt. (Bernadette Redl, 7.8.2016)