16,3 Prozent der Musik auf Ö3 kam 2015 von österreichischen Bands. Bei FM4 waren es 27,68 Prozent.

Foto: ORF/Schafler

Wien – Der Erfolg von Wanda, Bilderbuch & Co. spiegelt sich auch in der österreichischen Radiolandschaft wider: FM4 ist jener Sender innerhalb der ORF-Radioflotte, der am meisten österreichische Musik spielt. 2015 betrug der Anteil 27,68 Prozent nach 25 Prozent im Jahr 2014. Das belegen aktuelle Zahlen der Verwertergesellschaft AKM (Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger), die für die ORF-Radios die Sendestatistik erstellt.

Zum Vergleich: Bei Ö3 waren es trotz Conchita Wurst oder Seiler und Speer im Jahr 2015 nur 16,30 Prozent Österreich-Musik, was aber immerhin eine Steigerung gegenüber den Jahren zuvor bedeutet. In einem freiwilligen Abkommen mit Österreichs Musikschaffenden verpflichtet sich der ORF zu mindestens 15 Prozent Österreich-Musik bei Ö3.

Ö1 kommt auf 26,43 Prozent und die Regionalradios des ORF erreichen im Schnitt 21,09 Prozent, wobei die Steiermark prozentuell mit 26,20 am meisten beisteuert. Schlusslicht ist Radio Wien mit nur 12,22 Prozent.

Umbaupläne

Für FM4 kommt die Sendestatistik gerade zur rechten Zeit, ist doch der Sender mit Umbauplänen konfrontiert, die innerhalb der Belegschaft nicht unbedingt goutiert werden. Der Kanal heftet sich auf seine Fahnen, österreichische Musik zu fördern, was die AKM-Zahlen untermauern.

Laut Radiotest kam FM4 im zweiten Halbjahr 2015 auf eine Reichweite von 3,9 Prozent. Nach den Manipulationen, die rund um den Radiotest beim Marktforscher GfK aufgeflogen sind, wird derzeit allerdings noch daran gearbeitet, die korrekten Zahlen zu veröffentlichen.

Grasl möchte FM4 jünger positionieren

21 Jahre nach der Gründung könnte FM4 nun umgebaut werden. Diesen Wunsch skizziert zumindest Richard Grasl in seinem Bewerbungskonzept für die ORF-Wahl, die am Dienstag, 9. August, stattfindet. Der jetzige ORF-Finanzdirektor Grasl tritt gegen Amtsinhaber Alexander Wrabetz an.

Grasl möchte FM4 jünger positionieren und den Sender nach dem Vorbild BBC Radio 1 neu aufstellen, um drohende Reichweiten-Rückgang von Ö3 zu kompensieren. BBC Radio 1 ist etwas progressiver als Ö3 programmiert und setzt sehr stark auf Brit-Pop. Österreichische Bands sollten dann auf FM4 eine noch größere Plattform finden, so Grasl.

Lücke in der jüngeren Zielgruppe

Grasl beruft sich dabei auf eine interne Studie der ORF-Marktforschung: Während Ö3 mit der Alterung der Bevölkerung ein Stück in die erwachsenere Zielgruppe mitgerückt ist, schaffe es FM4 derzeit nicht, die damit entstehende Lücke in der jüngeren Zielgruppe zu schließen.

"In der besagten Studie wird Kritik an der Positionierung von FM 4 geübt. Man konzentriere sich mit FM4 auf das kleinste Segment des Marktes (Alternative), sei aber nicht einmal in diesem gut profiliert, die Hördauer sei unterdurchschnittlich, FM4 trage derzeit kaum etwas zur Flottenstrategie bei. Auf diese Problematik ist in den vergangenen Monaten von der Radio-Verantwortlichen mehrfach hingewiesen worden, der General- und der Hörfunkdirektor haben Korrekturmaßnahmen bisher aber abgelehnt", so Grasl.

"Junges, anspruchsvolles Publikum"

Nicht reduzieren möchte er den fremdsprachigen Anteil am Programm. Ganz im Gegenteil, denn: Dies werde "von der jungen Generation durchaus als 'cool' empfunden", schreibt Grasl in seinem Konzept: "Damit könnte FM 4 als neue Alternative für junges, anspruchsvolles Publikum etabliert werden. In den Randzonen von FM 4 können studentische, lab-artige und experimentelle Programme aus der bisherigen Programmierung übernommen werden, um es auch für junge MedienmacherInnen attraktiv zu machen." (omark, APA, 8.8.2016)