Heuer waren an allen Standorten in etwa 60 Prozent der Studienbewerber weiblich.

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Wien – Bei den Aufnahmetests für das Medizinstudium haben Männer heuer nur leicht besser als Frauen abgeschnitten. Während die Frauenquote bei den Angetretenen bei 60 Prozent lag, gingen 56 Prozent der Studienplätze an weibliche Bewerber. Gegenüber den Vorjahren ist die Erfolgsquote der Frauen gestiegen – 2015 blieben von 59 Prozent Frauenanteil bei den Antritten noch 52 Prozent bei den Aufgenommenen.

Wie aus einer Aussendung der vier Universitäten hervorgeht, traten am 8. Juli an den Medizin-Unis Wien, Innsbruck und Graz sowie an der Medizinischen Fakultät der Uni Linz 12.160 Personen zur Aufnahmeprüfung an – vergeben wurden insgesamt 1.620 Studienplätze. Dabei zeigte sich wie bereits in den Vorjahren, dass das Interesse an einem Medizinstudium vor allem bei Frauen hoch ist – heuer waren an allen Standorten in etwa 60 Prozent der Studienbewerber weiblich.

Frauen schnitten in Linz besser ab

In Linz schnitten Frauen diesmal geringfügig besser ab als Männer: Einem Frauenanteil von 59 Prozent bei den Antritten stehen 61 Prozent bei den Aufnahmen gegenüber.

Insgesamt hat sich nach rund zehn Jahren Aufnahmetests der Gendergap bei den Erfolgsquoten größtenteils geschlossen. Das hat zur Folge, dass inzwischen mehr Frauen als Männer ein Medizinstudium beginnen. Zuvor hatte sich das Geschlechterverhältnis die Waage gehalten, da Männer beim Test besser abgeschnitten hatten.

Neuer Test verbessert Quote

Die Studienwerber mussten an allen Standorten gleichzeitig stattfindende Aufnahmeprüfungen absolvieren. Diese kamen zum mittlerweile vierten Mal zum Einsatz und waren auch als Reaktion auf das traditionell schlechtere Abschneiden von Frauen bei den davor eingesetzten Tests entwickelt worden. Frauen waren auch damals bei den Bewerbern klar in der Überzahl, kamen zum Teil aber nur auf 43 Prozent der Plätze. Mit den neuen Tests verbesserte sich die Frauenerfolgsquote sukzessive.

Diese setzen sich aus einem "Basiskenntnistest" über schulisches Vorwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, einem Textverständnistest, einem Test der "kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten" sowie einer Überprüfung "sozialen Entscheidens" zusammen. Zahnmediziner mussten manuelle Fertigkeiten nachweisen.

75 Prozent der Studienplätze gehen jeweils an Kandidaten mit österreichischem Maturazeugnis, 20 Prozent an Bewerber aus der EU und fünf Prozent an Studienbewerber aus Drittstaaten.

Oberhauser zufrieden

Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) sieht im kleineren Gender Gap bei den Ergebnissen des Medizin-Aufnahmetests "mehr Fairness". Aufholbedarf sieht sie in einer Aussendung dagegen bei den medizinischen Führungspositionen.

"Der kleinere Gender Gap zeigt, dass die systematische Benachteiligung von Frauen bei den Aufnahmetests mit den genderneutralen Testverfahren weitgehend beseitigt werden konnte", sagt Oberhauser. "Das bringt gleiche Erfolgswahrscheinlichkeiten, unabhängig vom Geschlecht."

ÖH weiterhin gegen Tests

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) freut sich zwar ebenfalls über den geringeren Gender Gap. "Trotzdem sprechen wir uns gegen Aufnahmetests und Zugangsbeschränkungen aus", sagt Generalsekretärin Magdalena Goldinger (Fraktion Engagierter Studierender). Diese führten zu einem überproportionalen Anteil von Studenten aus höheren sozialen Schichten an den Medizin-Unis. (APA, 9.8.2016)