Das Lokal ist sehr offen gestaltet. Im Winter könnte es drinnen kuschelig werden.

Foto: Alex Stranig

Von der Dachterrasse hat man einen tollen Blick auf das Markttreiben des Brunnenmarkts.

Foto: Alex Stranig

An kaum einem anderen Ort in Wien treffen so viele unterschiedliche Welten aufeinander wie rund um den Brunnenmarkt im 16. Bezirk. Da wird türkisches Fladenbrot neben Waldviertler Bio-Wels verkauft. Da wohnen Mindestsicherungsbezieher in Sozialwohnungen neben Managern in Dachgeschoßrefugien. Da essen Menschen Kebab auf der Straße und Hipster vegane Eintöpfe in einem der unzähligen Läden. Wobei, eine Gemeinsamkeit gibt es: Einen Designpreis gewinnt keines der Lokale rund um den Yppenplatz, außer vielleicht das vor einem Jahr eröffnete Yppenplatz 4, ein zweistöckiges Wurst- und Leberkäsparadies – betrieben von der nahe angesiedelten Ottakringer Brauerei.

Die Gastronomen Andreas Knünz und Manuel Köpp, die seit vier Jahren das Wirr in der Burggasse betreiben, haben sich offenbar von beidem ein bisschen etwas abgeschaut. Die zweistöckige Industrie-Chic-Bude der Brauerei und der Used-Look der vielen anderen Restaurationen dürften sie inspiriert haben, sieht man sich das neue Lokal der beiden an. Ihre neue Dependance, das Wirr am Brunnenmarkt, ist ein zweistöckiger Kubus, der aus der Ferne aussieht wie ein Stylo-Pop-up-Schuppen aus Bobostan und aus der Nähe wie ein Shabby-Chic-Laden vom Prenzlauer Berg in Berlin.

Dachterrasse am Markt

Das Highlight ist die rund 100 Quadratmeter große Dachterrasse, die mit abgewitterten Möbeln und einer Bambus-Bar aufmagaziniert wurde. Das Essen kommt per Speisenaufzug direkt aus der Küche nach oben. Zwar ist das Angebot an Essbarem (im Moment) noch recht mager, das Servierte schmeckt aber fast durch die Bank passabel. Statt des fast schon inflationär angebotenen Pulled-Pork-Burgers kredenzt man hier eine Variante mit Rindfleisch. Diese Abwechslung freut die schweinsfixierten Geschmacksnerven. Der Rindernacken, der mit Rucola und roter Rübe aufgemotzt wird, schmeckt köstlich intensiv und ist überraschend saftig. Statt hundsordinären Ketchups hätte eine selbstgemachte Sauce zu den Wedges den Genuss komplettiert.

Pulled Beef Burger (12,90 Euro) wird mit Potatoe-Wedges und Ketchup serviert.
Foto: Alex Stranig

Etwas trocken, aber nicht weniger gut schmecken die Lamm-Buns – zwei Weckerln mit faschierten Lammbällchen. Hätte man den Kugerln ein bisschen mehr Sauce gegönnt, es hätte wohl niemanden gestört. Es ist zu hoffen, dass es in der Küche eine Popcornschlacht gab, bevor das Essen serviert wurde. Wie sonst könnte man sich die aufgepoppten Maiskörner erklären, die auf dem Weckerl verteilt liegen?

Über die marokkanischen Lamm-Buns (12,90 Euro) wird Popcorn gestreut.
Foto: Alex Stranig

Beim Chicken-Curry ist man hingegen nicht ganz so mutig. Den Hipster scheint es nicht zu stören. Warum auch? Wenn er Schärfe will, bestellt er einfach eine hausgemachte Granatapfel-Ingwer-Limonade. (Alex Stranig, 9.8.2016)