Eine Suche auf Google Maps nach dem Begriff "Palestine" zeigt den Status quo an: Auf der Karte findet sich der Begriff zwar nicht, in einer Infobox werden aber Informationen unter anderem zum umstrittenen Status der Region geliefert.

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Die Erstellung von Karten ist nicht nur ein äußerst komplexes Unterfangen, in vielen Fällen ist dieser Vorgang auch hochpolitisch. Immerhin sind längst nicht sämtliche Ländergrenzen oder regionalen Bezeichnungen universell akzeptiert. Insofern versuchen Anbieter wie Google möglichst vorsichtig bei all diesen Dingen vorzugehen, nun muss der Softwarehersteller aber zur Kenntnis nehmen, dass man nicht jeder Kontroverse aus dem Weg gehen kann.

Vorwurf

Google habe mit einem aktuellen Update seines Kartenmaterials die Länderbezeichnung Palästina verschwinden lassen, erhebt das Forum für palästinensische Journalisten einen Vorwurf gegen den Softwarehersteller, der rasch für Aufregung in den sozialen Medien sorgte. Unter dem Hashtag #PalestineIsHere forderten rasch viele Internetnutzer die Rücknahme dieser Änderung und riefen zum Teil auch zum Boykott des Unternehmens auf.

Ein aktueller Bericht sorgte für viele empörte Tweets.

Das Problem an dieser Kampagne: Der Vorwurf ist schlicht falsch, Google Maps hat nämlich noch nie Palästina als Länderbezeichnung auf den eigenen Karten verwendet. Insofern habe man auch keine diesbezügliche Änderung vorgenommen, wie Google in einer Stellungnahme gegenüber der "Washington Post" versichert. Der Grund dafür liegt im umstrittenen Status der Region: Während 136 Länder Palästina als souveräne Nation anerkennen, lehnen dies viele andere – und darunter praktisch der gesamte Westen – ab.

Googles Fehler

Ein kleiner Kern Wahrheit steckt in der Geschichte dann aber sehr wohl: Wie Google bestätigt, seien aufgrund eines technischen Fehlers die Zuordnungen "Westjordanland" und "Gazastreifen" verschwunden. Man arbeite daran, dies so schnell wie möglich zu beheben, heißt es von dem Unternehmen.

Auch wenn der Auslöser eine Fehlinformation gewesen sein mag, hat dies trotzdem frischen Wind in die Diskussion gebracht. Eine im März gestartete Petition, die die Aufnahme des Begriffs "Palästina" in Google Maps fordert, hat dank der neuen Publicity nun bereits 250.000 Unterschriften erzielt.

Pragmatischer Ansatz

In anderen Fällen hat Google eine recht pragmatische Lösung für umstrittene Regionen gefunden. Man zeigt einfach Nutzern aus verschiedenen Ländern auch unterschiedliche Karten an. So bekommen etwa russische Google-Nutzer die Krim als Teil Russlands präsentiert, während dieselbe Region für Nutzer anderer Länder als besetztes Territorium dargestellt wird. (apo, 11.8.2016)