Am Schluss waren im Finale des Luftgewehrschießens nur noch Virginia Thrasher (USA/Gold) und Du Li (China) übrig.

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Ex-Olympiateilnehmer Thomas Farnik hält nichts vom neuen Ausscheidungsmodus.

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STANDARD: Sie haben sechsmal bei Olympischen Spielen geschossen, waren einmal Fünfter und zweimal Sechster. Was ist von Ihren Olympia-Teilnahmen geblieben?

Farnik: Viele schöne Erinnerungen und Erfahrungen. Vor allem das Treffen von Größen in anderen Sportarten ist etwas Einzigartiges bei Olympischen Spielen. Aber auch meine guten Leistungen, auch wenn es nicht zu einer Medaille gereicht hat.

STANDARD: Was ist die Faszination am Schießsport?

Farnik: Ich liebe das Tüfteln an einer Technik. Man kann viel ausprobieren. Vor allem in den Anfangsjahren habe ich die Ruhe geliebt, die ich im Training gefunden habe.

STANDARD: Wie oft gehen Sie selbst noch schießen?

Farnik: Ganz selten gehe ich Luftgewehr schießen. Nach London hab ich mein Kleinkalibergewehr nie wieder geschossen. Hie und da würde es mich reizen. Aber meinen Ansprüchen gerecht zu werden wäre schwierig.

STANDARD: Der Schießsport ist nur alle vier Jahre Fernsehsport – hat er sich mehr Medienpräsenz verdient?

Farnik: Wenn die Leistungen stimmen, dann haben wir uns mehr Medienpräsenz verdient. Der Sport wird sich wandeln müssen, damit wir für die Medien interessanter werden.

STANDARD: Hat der Schießsport ein Imageproblem?

Farnik: Ja, natürlich. Deshalb ist es dringend notwendig, etwas zu ändern. Ideen gibt es viele. Der Spagat zwischen Tradition und der vielleicht großen Veränderung wird kein leichter sein. In letzter Zeit wurden leider nicht immer die richtigen Schritte eingeleitet. Der neue Ausscheidungsmodus ist definitiv ein Rückschritt und ein Ärgernis für alle Schützen. Das ist in etwa so, wie wenn man zu Beginn einen Marathon macht, die besten acht kommen in ein 100-m-Finale, und alle zehn Meter scheidet einer aus. So ähnlich läuft ein Programm im Dreistellungsmatch derzeit ab.

STANDARD: Welche Berechtigung hat der Schießsport in Zeiten von Terror und Amokläufen?

Farnik: Das ist strikt zu trennen. Meine Gewehre sehe ich wie andere Sportler ihr Paddel oder ihren Tennisschläger. Diese Verbindung sehen nur Menschen, die keine Ahnung vom Schießsport haben. Und jeder Schütze, den ich kenne, verurteilt diese Taten genauso wie jeder andere Bürger.

STANDARD: Besitzen Sie eine Waffe?

Farnik: Nein, und ich denke auch nicht daran, mir eine Waffe zu beschaffen.

STANDARD: Sind Sie für strengere Regeln bezüglich Waffenbesitz?

Farnik: Ich kenne die genauen Regeln in Österreich nicht, für unsere Sportwaffen sind die Bestimmungen nicht allzu streng. Für großkalibrige Faustfeuerwaffen sollten die Regeln streng sein, sind sie vielleicht auch.

STANDARD: Sie sind Mentaltrainer – wie wichtig sind mentale Fähigkeiten im Schießsport?

Farnik: Extrem wichtig. Ich wäre früher gerne besser darin ausgebildet gewesen. Mit meinen Fähigkeiten als Trainer und Mentaltrainer kann ich auf ein fundiertes Wissen zurückgreifen, wovon die Schützen profitieren. Die mentalen Fähigkeiten werden aber in allen Sportarten immer wichtiger.

STANDARD: Seit 2013 trainieren Sie das japanische Nationalteam. Was war der bisher größte Erfolg?

Farnik: Einer meiner Schützlinge konnte heuer den Grunddurchgang im Dreistellungsmatch mit neun Ringen Vorsprung gewinnen. Und zum ersten Mal gab es zwei Japaner in einem Finale. Vor zwei Jahren bei den Asienspielen konnten wir zum ersten Mal eine Mannschaftsmedaille machen.

STANDARD: Wie oft sind Sie in Japan?

Farnik: Im Schnitt einmal im Monat. Manchmal einen ganzen Monat, manchmal nur eine Woche.

STANDARD: Wie kommen die Schießwettkämpfe in Rio aus Ihrer Sicht bei den Zuschauern an?

Farnik: Die Brasilianer sind sehr sportbegeistert. Natürlich schauen sie vor allem auf die einheimischen Schützen. Die Medaille von Felipe Almeida Wu mit der Luftpistole wurde sicher groß gefeiert.

STANDARD: Sie haben sich 2012 mit dem österreichischen Schützenbund überworfen – sind die Wogen wieder geglättet?

Farnik: Nicht alle, aber ich blicke nicht im Zorn zurück. Ich bin für die Erfahrungen dankbar und dafür, dass sich neue Türen aufgetan haben. Und Japan ist eine tolle Erfahrung.

STANDARD: Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal in Österreich Trainer zu sein?

Farnik: Ja, aber ich bin ein Mensch, der Visionen hat und diese auch für lange Zeit verfolgt. Derzeit hat für mich Japan Vorrang, aber nach den Spielen werden die Karten neu gemischt.

Thomas Farnik (49) aus Wien nahm zwischen 1992 und 2012 sechsmal an olympischen Schießwettkämpfen teil. 2008 belegte er im Kleinkaliber-Dreistellungskampf Platz fünf. Der mehrfache Welt- und Europameister ist Mentaltrainer und seit 2013 Trainer in Japan. (Birgit Riezinger, 12.8.2016)