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Die neue serbische Ministerin für Verwaltung, Ana Brnabić.

Foto: AP / Vojinovic

Die Gay-Straight-Allianz spricht von einem "historischen Moment" für Lesben und Schwule in Serbien. Denn der Balkanstaat hat seine erste lesbische Ministerin. Ana Brnabic übernimmt das Ministerium für Verwaltung. Premier Aleksandar Vucic meinte, Brnabics private Präferenzen seien ihm egal. Er habe allerdings mit ihr über diesen Aspekt geredet. Angesprochen auf ihre Homosexualität, sagte er, dies sei Brnabics Recht. "Sie redet mit Stolz darüber."

Dem Regierungschef gelingt es seit Jahren ziemlich gut, ein positives Image in der EU aufzubauen, obwohl etwa die Medienfreiheit in Serbien abgenommen hat. Die Tatsache, dass er eine offen lesbisch lebende Frau zur Ministerin macht, dürfte ihm weitere Pluspunkte bringen. Tatsächlich ist es in Südosteuropa für Schwule und Lesben sehr schwer, zu ihrer Orientierung zu stehen. In Serbien glauben laut einer Umfrage 48 Prozent der Bevölkerung, dass Homosexualität eine Krankheit sei.

Unter Druck und unter Beobachtung

Deshalb ist auch anzunehmen, dass Brnabic unter Beobachtung und Druck stehen wird. Ihre Ernennung zur Verwaltungsministerin dürfte auch mit ihrer beruflichen Vergangenheit zu tun haben. Die 40-Jährige studierte in den USA und in Großbritannien Betriebswirtschaftslehre und war zuletzt Direktorin des serbischen Ablegers des US-Windenergieunternehmens Continental Wind Serbia (CWS).

Premier Vucic hatte CWS im Vorjahr vorgeworfen, hinter einem Schreiben von fünf Abgeordneten des US-Kongresses zu stecken, die einer Gruppe rund um seinen Bruder Andrej vorgeworfen hatten, maßgeblichen Einfluss auf die Energiepolitik des Landes ausüben zu wollen.

Zuvor hatte die Zeitung Teleprompter ein abgehörtes Telefongespräch veröffentlicht, aus dem hervorging, dass einer aus dieser Gruppe – der Direktor des Elektrizitätswerks EMC Nikola Petrovic – zwei Millionen Euro Schmiergeld von CWS für den Anschluss ans Stromnetz verlangt hatte. Brnabic wies damals als CWS- Direktorin jegliche Verbindung zu den Kongressabgeordneten zurück. Aber sie schwieg auch über die Schmiergeld-Forderung. Nun scheint wieder Frieden zwischen CWS und der Regierung zu herrschen.

Brnabic ist weitgehend unbekannt und verfügt über keine Hausmacht in den Regierungsparteien. Offensichtlich ist aber, dass sie beste Kontakte in die USA hat. Sie arbeitete jahrelang für die US-Entwicklungshilfeagentur USAID. (Adelheid Wölfl, 11.8.2016)