Thomas Zajac und Tanja Frank samt ihren Bronzemedaillen ließen sich im Österreich-Haus feiern.

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Georg Fundak freut sich über die fünfte olympische Medaille unter seiner Ägide.

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Rio de Janeiro – Die Schlange vor dem Österreich-Haus ist mehr als hundert Meter lang. Jeden Abend. Brasilianer stellen sich prinzipiell gerne an, und das Österreich-Haus in Botafogo ist besonders beliebt. Da heizt im Außenbereich, der öffentlich zugänglich ist, ein junger DJ die Stimmung an. Nur am Dienstag haben sich die Brasilianer ein wenig gewundert. Zuerst bekamen sie rot-weiß-rote Fähnchen in die Hand gedrückt, und dann standen oben auf dem Podium neben dem DJ eine junge Frau und ein junger Mann, sie trugen Medaillen um den Hals. Das war neu.

Der Segler Thomas Zajac und die Seglerin Tanja Frank, Österreichs erste Medaillengewinner seit der Kanutin Violetta Oblinger-Peters (2008), wurden gebührend gefeiert. Gebührend inkludiert Rainhard Fendrichs I am from Austria, daran sind die Brasilianer schon gewöhnt, das ertönt praktisch jeden Abend. Für Zajac und Frank ging es anschließend hinein ins Haus, mit und zu den anderen Akkreditierten.

Im Vorraum des Österreich-Hauses stehen zahlreiche Plakatwände großer ÖOC-Unterstützer. Zajac und Frank wurden vor jede Plakatwand gestellt und fotografiert. Wirtschaftskammer, Kornspitz, Lotterien, Österreich-Werbung, ÖOC. Fotos jeweils einmal solo, einmal mit ÖOC-Präsident Karl Stoss, ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und Projekt-Rio-Chefkoordinator Peter Schröcksnadel. Alle natürlich in der Lederhose, die zur offiziellen ÖOC-Rio-Kluft gehört.

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Tagesmenü waren Käsespätzle und Apfelstrudel, die Band spielte Es lebe der Sport, wieder Fendrich, ansonsten war kein spezielles Programm vorgesehen. Zajac und Frank waren dankbar, sie hatten schon einen Spießrutenlauf hinter sich. Dopingkontrolle, Interview hier, Interview da, Siegerehrung, Interview hier, Interview da, Pressekonferenz, Interview hier, Interview da.

Steuermann Zajac und Vorschoterin Frank hatten selbst Georg Fundak, den Sportkoordinator des Segelverbands (OeSV), überrascht. Der 30-jährige Wiener und die 23-jährige Wienerin galten in Rio in der Nacra-17-Klasse als OeSV-Crew mit den geringsten Aussichten. Doch die beiden 470er verspielten schon vor dem Medal Race alle Medaillenchancen, und der 49er schied vorzeitig aus.

Angelos Ankündigung

"Wir haben aus Fehlern gelernt", sagte Frank. Fehlern wie jenem bei der WM im Februar vor Clearwater/Florida, wo sie um einen Punkt an Bronze vorbeigesegelt waren. In der Guanabara-Bucht behielten Zajac/Frank die Nerven, am Ende lagen sie einen Punkt hinter den Argentiniern Santiago Lange und Cecilia Carranza Saroli und gleichauf mit den Australiern Jason Waterhouse und Lisa Darmanin. Zajac sagte, die intensive sportpsychologische Betreuung durch Björn Krenn habe Früchte getragen. "Er hat uns eingetrichtert, dass wir nicht an die Medaille denken und so segeln sollen, als würde es um eine Caipirinha gehen."

Darum ging es letztlich ja auch. Schließlich haben Zajac/Frank einen italienischen Coach, und Angelo Glisoni kündigte an, er werde "einige Caipirinhas brauchen, um das zu realisieren". Im Österreich-Haus erklang noch Gestern Nocht woar a schware Partie fia mi, das war fast schon eine Prophezeiung. (Fritz Neumann, 17.8.2016)