Die Stolpersteine für Stefan Zweig und seine Familie liegen vor dem ehemaligen Wohnsitz am Kapuzinerberg. Zweig flüchtete ins Exil, seiner Frau wurde enteignet.

Stefanie Ruep

Salzburg – Als "größte Nazi-Stadt" bezeichnete Stefan Zweig Salzburg wenig schmeichelhaft. Zwischen 1919 und 1934 lebte der in Wien geborene Schriftsteller in der Mozartstadt, bevor er nach einer Hausdurchsuchung der Staatspolizei nach England ins Exil floh. Nun erinnern vier Stolpersteine am Kapuzinerberg an Stefan Zweig, seine erste Frau Friderike Zweig-Winternitz und deren beide Töchter aus erster Ehe, Alexia und Susanna Winternitz.

Vor dem ehemaligen Wohnsitz der Familie, einem alten Jagdschloss am Kapuzinerberg 5, hat der Kölner Künstler Gunter Demnig am Freitag die vier goldenen pflastersteingroßen Steine verlegt. In der Abgeschiedenheit des Kapuzinerbergs sei in den 20er-Jahren unbemerkt von der Stadt Salzburg der erfolgreiche Schriftsteller eingezogen, sagte der Historiker Gert Kerschbaumer, der zusammen mit seiner Frau Doris auch Pate der Steine ist. Seine Nachforschungen haben dafür gesorgt, dass 2003 Zweigs 1941 von der Universität Wien aberkannter Doktortitel wieder anerkannt wurde. Kerschbaumer ist auch Mitglied des Salzburger "Personenkomitees Stolpersteine".

Gesamtes Vermögen enteignet

Als 1933 die Grenzen geschlossen wurde, hatte Zweig nur erschwert Kontakt zu seinem Verlag, erläuterte der Historiker bei der Verlegung der Steine. Gleichzeitig fanden in Deutschland die ersten Bücherverbrennungen statt – auch Zweigs Werke landeten im Feuer. Nach einer von vier Staatspolizisten des Ständestaates vorgenommenen Hausdurchsuchung flüchtete Zweig schließlich nach England.

Seine Frau Friderike blieb mit ihren Töchtern in Salzburg. Zweig lernte in London seine zweite Frau Lotte kennen und ließ sich 1938 von Friderike scheiden. Das Haus am Kapuzinerberg verkaufte Stefan Zweig 1937. Der Erlös des Verkaufs und Zweigs restliches Vermögen wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Auch Friderike Zweig wurde enteignet. Die Gestapo beschlagnahmte neben Geld, Wertpapieren und Möbel auch etwa 600 Bücher und Manuskripte wie "Jeremias" mit Widmungen Stefan Zweigs sowie das Gästebuch des Hauses Kapuzinerberg 5. Friderike floh mit ihren Töchtern nach der Machtergreifung der Nazis 1938 über Frankreich in die USA, wo sie 1971 starb.

356 Stolpersteine in Salzburg

Stefan Zweig emigrierte zunächst nach England, später zog er weiter nach New York und 1941 nach Brasilien, wo er sich nach einem halben Jahr gemeinsam mit seiner Frau Lotte das Leben nahm. Auf dem Stolperstein zu seinem Gedenken ist "Flucht in den Tod 1941, Petropolis" eingraviert.

Neben dem Stein für den Schriftsteller und seine Familie wurden am Freitag 42 weitere Erinnerungssteine verlegt. Insgesamt gibt es in der Stadt Salzburg nun 356 Stolpersteine, die an die Opfer des NS-Regimes erinnern sollen. (Stefanie Ruep, 20.08.2016)