Ryan Lochte bedauert nun, gelogen zu haben.

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Rio de Janeiro – US-Schwimmstar Ryan Lochte hat sich für sein Verhalten in der Affäre um einen vermeintlichen Überfall auf ihn und drei Teamkollegen entschuldigt. Er bedauere, den Vorfall nicht umsichtiger und aufrichtiger geschildert zu haben, schrieb Lochte am Freitag auf Twitter. Mit einer Äußerung habe er gewartet, bis seine Teamkollegen wieder sicher in den USA angekommen seien.

Schaden bezahlt

Zuvor hatten die vier US-Schwimmer angegeben, in Rio de Janeiro überfallen worden zu sein. Brasilianische Behörden bezweifelten diese Aussagen und vermuteten die Vortäuschung einer Straftat. Videokameras der Tankstelle legten nahe, dass ein Schwimmer in einer Toilette randaliert habe. Nach einer Auseinandersetzung mit zwei bewaffneten Sicherheitskräften hätten die Schwimmer Geld für den Schaden hinterlassen und daraufhin gehen dürfen.

"Es ist traumatisch, spätnachts mit seinen Freunden in einem fremden Land samt Sprachbarriere unterwegs zu sein, und sich einem Fremden mit einer Waffe gegenüber zu sehen, der Geld will, um dich gehen zu lassen", schrieb Lochte nun. Die Situation sei zu vermeiden gewesen. "Ich übernehme die Verantwortung für meine Rolle und habe meine Lektion gelernt."

USOC-Entschuldigung

Zuvor hatte sich bereits das Nationale Olympische Komitee der USA bei den Olympia-Gastgebern entschuldigt. Das Verhalten der Schwimmer sei "weder akzeptabel, noch repräsentiere es die Werte des Team USA", hieß es in einer USOC-Mitteilung. Der US-Schwimmverband denkt über Strafen für die Beteiligten nach.

Rios Bürgermeister, Eduardo Paes, akzeptierte die Entscheidung des US-Komitees, für die involvierten Athleten hege er aber "Mitleid und Verachtung". Die vier Schwimmer würden den guten Spirit, den der Rest der Delegation gezeigt hätte, nicht repräsentieren. US-amerikanische Touristen seien in Rio aber weiterhin jederzeit gern gesehen, betonte Paes.

Saftige Geldstrafe

Nach Lochte sind mittlerweile auch die beteiligten Teamkollegen Gunnar Bentz und Jack Conger wieder in den USA. Der noch in Brasilien weilende Jimmy Feigen habe seine Angaben gegenüber der Polizei richtiggestellt, hieß es. Er hoffe nun, seinen Pass nach Zahlung einer Geldstrafe von umgerechnet 11.000 Dollar (9.700 Euro) an ein brasilianisches Charity-Projekt wieder zu bekommen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) und das Organisationskomitee der Rio-Spiele akzeptierten die Entschuldigung von Lochte. "Die Entschuldigung ist angemessen. Wir begrüßen sie", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Freitag in Rio.

Verletzte Gefühle

Für das IOC sei aber klar, dass die Gefühle vieler in Brasilien verletzt seien, so Adams. Mario Andrada, Sprecher des Organisationskomitees, sagte: "Wir akzeptieren natürlich seine Entschuldigung. Das brasilianische Volk war sehr enttäuscht." Viele Brasilianer hatten ihrem Ärger auf Twitter Luft gemacht.

Dennoch glaubt Andrada nicht, dass der Vorfall um Lochte und dessen drei Teamkameraden nachhaltig das Bild der Spiele trüben werde. "Wir wollen da jetzt einen Schlusspunkt machen", sagte Andrada. (APA/dpa, 19.8.2016)