Japans Premier Shinzo Abe gab bei der Schlussfeier der Spiele von Rio de Janeiro den Super-Mario.

Foto: Imago / Kyodo News

Thomas Bach, der oberste Olympier, hat "wunderbare Spiele in der wunderbaren Stadt" gesehen.

Foto: APA/AFP/Dana

Rio de Janeiro – Schon schön, recht stimmungsvoll, aber eben nicht perfekt – die Abschlussfeier der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro war ein Spiegelbild der beiden vergangenen Wochen. Am Sonntag, um 22.28 Uhr Ortszeit, also fast schon im Morgengrauen des mitteleuropäischen Montags, erlosch in der Cidade Maravilhosa bei strömendem Regen das olympische Feuer.

Zehn Minuten davor hatte Thomas Bach die Spiele der 31. Olympiade für beendet erklärt. Die salbungsvollen Abschiedsworte des deutschen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) waren erwartbar. Bach pries "wunderbare Spiele in der wunderbaren Stadt." Es sei ein Fest der Vielfalt gewesen, "und in dieser Vielfalt haben wir unsere olympische Einheit geschaffen". Wieder habe sich gezeigt, "mit welcher Macht der Sport die Welt einen kann". Rio hinterlasse ein "einzigartiges Erbe".

Organisationschef Carlos Nuzmann, quasi oberster Vertreter Brasiliens, nachdem Interimspräsident Michel Temer aus Sorge vor Unmutskundgebungen wie bei der Eröffnungszeremonie der Abschlussfeier ferngeblieben war, ergänzte voller Pathos: "Rio erstrahlt in neuem Glanz, es ist eine neue Stadt und doch noch ein magischer Ort."

Gewisse Pikanterie

Davor hatten Bach und Sebastian Coe, der Präsident des Leichtathletikweltverbandes IAAF, die Medaillenübergabe für den Marathonlauf der Männer vorgenommen. Die Szene, in der auch Silbermedaillengewinner Feyisa Lilesa zu Ehren kam, obwohl der Äthiopier beim Zieleinlauf ein politisches Statement abgegeben hatte, entbehrte nicht einer gewissen Pikanterie: Coes IAAF hatte die russischen Athleten wegen des Dopingskandals von Olympia ausgeschlossen – pauschal. Bach hätte es lieber gesehen, Russland wäre in Rio auch mit Leichtathleten vertreten gewesen. Allerdings durfte eine der Ausgesperrten, die zweimalige Stabhochsprungolympiasiegerin Jelena Issinbajewa, bei ihrer Präsentation als neue Athletensprecherin des IOC nicht, wie vorgesehen, das Wort bei der Schlussfeier ergreifen.

Nach dem Einmarsch der Athleten – der Regen und viele leere Plätze im Maracanã, das 24 Stunden zuvor beim Finalsieg der Fußballer noch ein brodelnder Kessel gewesen war, drückten deutlich auf die Stimmung – hatte Rio quasi den Stab an Tokio weitergegeben. Von Rios Bürgermeister Eduardo Paes war die olympische Fahne über Bach an Yuriko Koike, die Gouverneurin von Tokio, weitergereicht worden. Die Spiele der 32. Olympiade finden vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 statt.

Super-Shinzo

Mit seinem Auftritt als Super-Mario versuchte Japans Premierminister Shinzo Abe, die Welt auf die zweiten Spiele in Japans Metropole nach 1964 einzustimmen. Abe verwandelte sich in einem Videoclip in den Installateur mit Schnauzbart, um sich nicht zu verspäten, und hüpfte wie im Videospiel mit roter Mütze und Blaumann aus einer grünen Röhre.

"Unser Motto lautet: höher, weiter, schneller – aber auch sauber und transparent", hatte Gouverneurin Koike in Anspielung auf einen Korruptionsskandal rund um die Vergabe des Events gesagt. Tatsächlich wird Tokio 2020 nicht ganz so lebensfroh wie Rio 2016. Spiele des Gigantismus und der Technik sind zu erwarten.

Billig wird der Spaß ebenfalls nicht. Japanischen Medienberichten zufolge gehen die Organisatoren in einer neuen Kalkulation inzwischen von Ausgaben in Höhe von 13,8 Milliarden Euro aus – das Sechsfache der ursprünglich veranschlagten Summe.

Japans oberster Olympier, Tsunekazu Takeda, bedauerte, dass die Spiele in Rio von der Dopingdebatte überschattet wurden. "Saubere Athleten müssen beschützt werden." Seine Worte in Präsident Bachs Ohr. (sid, red, 22.8. 2016)