Eine Spinnenblume ist ein nicht versiegender Quell ewiger Gartenfreude.

Illustration: Dennis Eriksson

Die roside brassicale Cleomacea Cleome, von ihren guten Freunden gerne auch als Spinnenblume oder Tarenaya hassleriana verhätschelt, hat es dem Gartler angetan. Denn es träumte ihm, dass er beim Umschlichten des Komposts durch Ausrutschen auf einer Spanischen Wegschnecke auf den Rechen fiel, vor Ort langsam verblutete und dabei genug Zeit fand, über seinen finalen Gartentipp an die Nachwelt nachzudenken.

Er wurde mit sich eins und entschnaufte friedlich mit einem leisen "Cleome" auf den Lippen hinüber in die Welt der ewig blühenden Stockrosen. Cleome, was sonst – der Gartler erwachte und war glücklich, eine Antwort auf sein Leben gefunden zu haben.

So eine Spinnenblume ist auch wirklich ein nicht versiegender Quell ewiger Gartenfreude. Und es gibt nicht nur eine, sondern gleich mehrere Formen von ihr im Handel. Sie unterscheiden sich in den Blütenfarben, meist Rosa und Weiß, entweder reinfärbig oder gemischt, und in ihrer Wuchshöhe. Gemeinsam ist ihnen die namensgebende Form der Staubblätter, die wie Spinnenhaxen im Wind zittern.

Da ursprünglich aus Südamerika stammend, wo der Winter vielerorts eine unbekannte Klimaerscheinung ist, gedeiht sie in unseren Breiten nur zu den frostlosen Zeiten. So richtig prächtig wird sie allerdings erst, wenn sie voll in der Sonne stehen darf, und wenn geht, windgeschützt. Das ist auch eine der Stärken der Cleome: Sie hält Trockenheit tatsächlich aus und macht selbst dann nicht schlapp, wenn rund um sie schon alle anderen Pflanzen auf ein Eichkatzerl zusammengefallen sind. Ideal also für den Urlaubsgarten.

Das kluge Internet empfiehlt, der Cleome eine fette Erde zu bereiten, sie wäre dann besonders prachtvoll. Der Gartler hat die Cleome als jene Pflanze für sich entdeckt, die für ganz spezielle Farbeffekte innerhalb einer hohen Rabatte sorgen kann. Wenn man sich für eine mittelhohe Sorte entscheidet, so blüht diese dort, wo hohe Rudbeckien, Echinaceen und Cosmeen nur loses Blattwerk haben.

Vor der Südmauer

Genau dort sorgen die Cleomen für eine farbliche Grundierung und setzen damit spannende Akzente in das sonst nur grüne Blättermeer der anderen Sommerblüher. Natürlich haben es sich die Spinnenblumen auch verdient, als Solotänzerinnen zu begeistern. Vor der weißen Südmauer eines mährischen Sommerhauses wirken purpurfarbene Cleomen, durchsetzt von kleineren, weißen Cleomen, schon sehr abgefeimt.

Setzt man dann noch vereinzelt farblich kontrastierende Rosen in ein Cleomenbeet oder bestückt dieses mit einigen Ringelblumen, so kennt das Verzücken keine Grenzen. Die Handlung für den nächsten feuchten Traum mit Nahtoderfahrung ist schon geschrieben.(Gregor Fauma, RONDO, 26.8.2016)