Bild nicht mehr verfügbar.

Julian Baumgartlinger ist der neue Kapitän des Fußballteams.

Foto: reuters/platiau

Julian Baumgartlinger (28) ist ein Fußballer wider die globale Verblödung. Das ist sein Verdienst. Man würde ihn niemals fragen, warum er sich die Haare gefärbt oder teilrasiert hat. Und das nächste Tattoo überlässt er anderen. "Eine legitime Frage wäre, ob ich überhaupt zum Friseur gehe." Baumgartlinger hat von der Natur gegebene Locken. Die sozialen Medien akzeptiert er natürlich, er macht halt selten bis gar nicht mit. "Privatleben ist tabu."

Am 2. Jänner 1988 wurde Baumgartlinger in Salzburg geboren. Übrigens nicht allein, er hat eine Zwillingsschwester, sie ist Ärztin. Die Mutter ist daheim in Mattsee Lehrerin, der Vater ebendort Elektrotechniker. Mit dem halbromantischen Klischee vom armen Buben, der raus will und auf die Schule pfeift, kann er nicht dienen. Aber Baumgartlinger konnte immer schon Fußball spielen. Als Fünfjähriger lief er beim USC Mattsee den Achtjährigen davon.

2001 wechselte er in den Nachwuchs von 1860 München. 2009 unterschrieb er einen Vertrag bei der Wiener Austria, debütierte im Nationalteam. Er wählte sozusagen den umgekehrten Weg, andere probieren den Durchbruch im Ausland, Baumgartlinger gelang er daheim. 2011 wurde er vom deutschen Bundesligisten Mainz gekauft, er schaffte es dort bis zum Kapitän. Heuer im Sommer griff Bayer Leverkusen zu – ein Schnäppchen, die Ablöse war mit vier Millionen Euro festgeschrieben.

Sein Arbeitsplatz war immer schon das defensive Mittelfeld, diese Position bedingt enorme Laufbereitschaft. Baumgartlinger bringt sie auf, er wurde in Schubladen gesteckt, "die absolut passen". Pferdelunge, Laufwunder, den Vergleich mit dem batteriebetriebenen Hasen, der läuft und läuft und läuft, mag er fast. "Ich will den Ball haben, in seiner Nähe sein, Zweikämpfe führen, den Kollegen helfen. Verantwortungsgefühl und Hilfsbereitschaft sind bei mir absolut vorhanden. Auch abseits des Fußballplatzes."

Weitere Selbsteinschätzung: "Kommunikativ, fast harmoniesüchtig." Egomanie lehnt Baumgartlinger strikt ab. "Bevor ich einen Torschuss abgebe, schaue ich, ob es nicht eine bessere Lösung gibt." Natürlich sei der Fußball auch eine Scheinwelt. "Ich finde mich darin zurecht, weil ich laufen möchte." Pro Partie sind es rund zwölf Kilometer. Baumgartlinger ist verheiratet und seit dem 30. August 2016 Kapitän der Fußballnationalmannschaft. Teamchef Marcel Koller hat ihn ernannt. Die Friseurbesuche bleiben trotzdem rar. (Christian Hackl, 30.8. 2016)