"Wo ist das Vogerl?" Die besten Freunde des Menschen reagieren nicht nur darauf, wie wir etwas sagen, sondern auch darauf, was wir sagen. Das zeigten Hirnscans, für die sich die bestens trainierten Vierbeiner in den Magnetresonanztomografen im Hintergrund legen mussten.

Foto: Eniko Kubinyi

Budapest/Wien – Wenn wir Menschen Gesprochenes im Gehirn verarbeiten, dann passiert das arbeitsteilig: Während vor allem die linke Hirnhälfte für die Bedeutung der einzelnen Wörter zuständig ist, reagiert die rechte auf die Intonation. Was wir sagen und wie wir es sagen, wird vom menschlichen Hirn zwar getrennt analysiert, dann aber zusammengeführt, um die volle Bedeutung des Gesagten zu erfassen.

Diese unterschiedliche neuronale Verarbeitung von Inhalt und Intonation sowie deren Synthese gilt, wie so vieles im Zusammenhang mit Sprache, als eine genuin menschliche Errungenschaft. Wie nun aber eine aufsehenerregende Untersuchung an Hunden zeigt, dürften auch die besten Freunde des Menschen Sprache ganz ähnlich prozessieren. Das jedenfalls behauptet ein ungarisches Wissenschafterteam um Attila Andics von der MTA-ELTE-Gruppe für Vergleichende Verhaltensforschung an der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest.

Video: Wie Hunde menschliche Sprache verarbeiten.
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Andics und seine Kollegen sorgten bereits vor mehr als zwei Jahren mit einer ersten Studie zur Lautwahrnehmung von Hunden für beträchtliche Aufmerksamkeit. Die Verhaltensforscher hatten damals elf Vierbeiner trainiert, in der Enge eines Magnetresonanztomografen Platz zu nehmen, um so Aufschlüsse über die Verarbeitung von Geräuschen in ihren Gehirnen zu erhalten. Und dabei zeigte sich, dass Hunde und Menschen emotionsgeladene Geräusche in ganz ähnlichen Gehirnarealen verarbeiten.

Für ihre neueste Untersuchung, die am Donnerstag im Fachblatt "Science" erscheinen wird, arbeiteten die Forscher abermals mit 13 trainierten Hunden, denen diesmal im Magnetresonanztomografen verschiedene Wörter aus dem Mund ihrer Trainer vorgespielt wurden. Dabei handelte es sich zum einen um lobende Begriffe wie "gut gemacht", "super" oder "guter Hund" (freilich auf Ungarisch), zum anderen um neutrale Begriffe wie "nichtsdestotrotz" oder "wie auch immer". Die Worte wurden entweder mit positiver oder neutraler Intonation ausgesprochen.

Wie und Was führt zu "Wau"

Erstaunlich war nun, wie die Gehirne der Hunde darauf reagierten: Die MRT-Bilder zeigten, dass die Hunde – unabhängig von der Intonation – die Inhalte der Begriffe mit der linken Hemisphäre wahrnahmen. Und die Emotion wurde, ähnlich wie beim Menschen, mit der rechten Gehirnhälfte verarbeitet. Im Belohnungszentrum des Hundehirns kam es entsprechend nur dann zu starker neuronaler Aktivität, wenn die positiven Begriffe mit positiver Betonung ausgesprochen wurden.

Für Hundebesitzer bedeuten diese Erkenntnisse, dass die Vierbeiner sehr wohl auch die Inhalte des Gesagten wahrnehmen. Das geht freilich nicht so weit, dass sie "Du dreckiger Köter!" – formuliert in freundlichem Tonfall und positiver Körperhaltung – als Beschimpfung erkennen würden.

Bedeutsamer sind die Erkenntnisse für unser Verständnis der Evolution von Sprache. Laut Andics scheint das Lernen von Wörtern keine exklusive Eigenschaft des Menschen zu sein, die mit dem Aufkommen von Sprache entstanden ist: "Es scheint sich um eine ältere Eigenschaft zu handeln, die dazu dient, Geräuschsequenzen zu Inhalten mit einer Bedeutung zu verbinden." (Klaus Taschwer, 31.8.2016)