Eine Kinderbrille muss richtig eingestellt, robust und leicht sein.

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Es dauert bis zum zehnten, bei manchen Kindern sogar bis zum zwölften Lebensjahr, dass der Sehsinn voll ausgereift ist. In dieser Phase sind die Kleinen besonders gefährdet, dass sich bei ihnen eine Fehlsichtigkeit entwickelt. Diese zeigt sich oft rund um den Schulbeginn, wenn die Augen der Kinder speziell gefordert sind.

Das Auge ist unser wichtigstes Sinnesorgan zur Informationsaufnahme. Rund 80 Prozent aller Informationen werden dadurch aufgenommen und beschäftigen damit ein Viertel unseres Gehirns. "Umso wichtiger ist es für Eltern – gerade wenn die Schule beginnt –, zwischen der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung des Sehens und einer möglichen Fehlsichtigkeit ihres Kindes zu unterscheiden", sagt Anton Koller, Bundesinnungsmeister der Augenoptiker und Optometristen.

Neugeborene sehen noch unscharf und vor allem Hell-dunkel-Kontraste. Mit etwa sieben Monaten sieht ein Baby auch schon Gegenstände außerhalb seiner Reichweite und beginnt danach zu greifen. Was zuvor vor allem mit dem Mund und den Händen erkundet wurde, kann nun immer mehr mit den Augen erforscht werden. Ein einjähriges Kind besitzt etwa 50 Prozent der Sehschärfe eines Erwachsenen.

Vor allem im zweiten und dritten Lebensjahr nimmt die Sehschärfe weiter erheblich zu. Bis das Kind neun Jahre alt ist, entwickelt sich auch das räumliche Sehen und entspricht dann schon dem eines Erwachsenen. Am längsten benötigt die Entwicklung des Gesichtsfelds. Mit neun Jahren ist es seitlich noch um etwa 30 Prozent eingeschränkt und entspricht erst im Alter von zehn bis zwölf Jahren dem eines Erwachsenen.

Fehlsichtigkeit früh erkennen

Im Rahmen der Entwicklung können sich auch beim Sehvermögen Anomalien bilden, ähnlich wie ein kürzerer und ein längerer Fuß. Dazu gehören die Hyperopie (Weitsichtigkeit), wenn ein Auge zu kurz gebaut ist, und die Myopie (Kurzsichtigkeit), wenn das Auge zu lang gebaut ist. "Besonders die Myopie hat bei Kindern in den letzten Jahren stark zugenommen, weil sie schon von klein auf immer weniger Zeit im Freien verbringen und dabei in die Ferne schauen, sondern eher den Blick auf alle Arten von Bildschirmen in kurzer Distanz richten", so Koller.

Gerade mit dem Schulbeginn wird eine Fehlsichtigkeit oft erst deutlich. Sie kann sich zum Beispiel durch Tollpatschigkeit zeigen, wenn das Kind im Turnunterricht beim Ballspielen ständig danebengreift und den Ball nicht fängt. Aber auch hinter einer Lernschwäche oder Unaufmerksamkeit im Unterricht kann sich schlechtes Sehen verstecken, wenn das Kind Probleme hat, zur Tafel zu sehen. "Ich rate daher dringend allen Eltern, mit ihrem Nachwuchs einen Sehtest zu machen, bevor die Schule beginnt", erklärt der Experte.

Besonderheiten von Kinderbrillen

Bei der Auswahl der richtigen Brille sollte man sich unbedingt vom Fachmann beraten lassen. Eine Kinderbrille muss exakt zentriert sein. Die optischen Mittelpunkte der Gläser müssen mit den Sehachsen der Augen genau zusammenpassen. Andernfalls besteht die Gefahr von Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen und Doppelbildern.

Neben der richtigen Einstellung der Gläser ist im Fall einer Kinderbrille das Material am wichtigsten. Einerseits soll das Kindsein, Spielen und Herumtoben durch die Sehhilfe auf keinen Fall eingeschränkt werden. Andererseits muss auch die Verletzungsgefahr so gering wie möglich gehalten werden. Die Bügel sollten daher aus leichtem, robustem Material und die Gläser aus speziellem Kunststoff gefertigt sein. Dann steht einem gelungenen Schulstart hoffentlich nichts mehr im Weg. (red, 5.9.2016)