Wien – Kaum hatte Mercedes-Benz die Bauform des Kombis in der oberen Mittelklasse salonfähig gemacht und quasi im gleichen Atemzug den Turbodiesel in diesem Segment eingeführt, wartete schon die nächste Neuerung auf die Kunden. Gerade erst war der Jahreszähler auf 1990 gesprungen, und die Baureihe 123 von Mercedes-Benz wirkte nach mehr als 2,5 Millionen gebauten Fahrzeugen schon ein wenig angegraut.
IAA 1991
Gleichzeitig war aber ohnedies schon seit 1984 der Nachfolger, der W 124, der dann ab 1993 E-Klasse heißen sollte, am Markt. Zwei Jahre vor dem Start als E-Klasse, im September 1991, stellt Mercedes-Benz auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt eine offene Version des Wagens vor – den A 124.
Das viersitzige Cabriolet, das auf Basis des Coupés entstand, beendete die 20 Jahre andauernde Pause, die sich Mercedes-Benz in diesem Segment verordnet hatte.
Bereits im Frühjahr 1992 kam der Wagen dann tatsächlich auf den Markt und hieß 300 CE-24. Er wurde von einem drei Liter großen Sechszylinder-Benziner angetrieben, der 220 PS leistete. Bis zur Modellpflege 1993 liefen insgesamt 6343 Exemplare vom Band.
Mit dem Neustart als E-Klasse bekam das Cabriolet auch gleich eine Reihe neuer Motoren. Den Einstieg machte ein 136 PS starker Vierzylinder, der erst nur für den Export angedacht war, das Spitzenmodell war das 272 PS starke E36-AMG-Cabriolet.
Die Konkurrenz lüftete zu dieser Zeit eher bei den Wagen, die eine Nummer kleiner sind, das Festdach. Als Cabriolets in der Mittelklasse bot etwa BMW den 3er an, Audi seinen 80er, der aber schlicht Audi Cabriolet heißt, und Saab den 900.
Die Oberklassekunden werden also bei Mercedes-Benz recht exklusiv bedient. Erstaunlich hoch ist dabei der Exportanteil. Beim Sechszylinder E320 Cabriolet verzeichnet Mercedes-Benz bis zum Produktionsende 1997 sogar 75 Prozent Exportquote.
Insgesamt griffen 18.572 Kunden zum Sechszylinder, 15.380 Käufern reichte der kleinere Vierzylinder.
Gebrauchtwagenmarkt
Heute bekommt man das erste E-Klasse-Cabriolet mit etwas Verhandlungsgeschick um unter 10.000 Euro. Für einen gut erhaltenen Sechszylinder legt man aber auch ganz schnell einmal mehr als das Doppelte hin. AMG-Versionen sind ohnedies rar und entsprechend teuer.
Wer mit einem derartigen Fahrzeug endlich seinem Wunsch nach einem alten Cabrio nachgeben will und so verhältnismäßig günstig den Einstieg als Sammler von Young- und Oldtimern machen will, ist aber wohl gut beraten, sich keinen der Vierzylinder anzuschaffen. (Guido Gluschitsch, 6.9.2016)