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Brock Turner ist nach drei Monaten Haft wieder frei.

Foto: REUTERS/STEPHEN LAM

Nach drei Monaten Haft ist Brock Turner (21) wieder frei. Der ehemalige Student der kalifornischen Eliteuniversität Stanford hatte im Jänner 2015 eine bewusstlose junge Frau bei einer Verbindungsparty auf dem Campus vergewaltigt. Zwei Studenten beobachteten ihn bei der Tat und stellten ihn. Im Juni 2016 wurde Turner für schuldig befunden und erhielt eine Haftstrafe von sechs Monaten, drei Jahre Bewährung sowie einen Eintrag ins Register für Sexualstraftäter. Am Freitag letzte Woche wurde er wegen "guter Führung" aus dem Bezirksgefängnis in San José entlassen.

Schon das vergleichsweise niedrige Strafausmaß – der Staatsanwalt hatte für sechs Jahre plädiert – hatte in den USA landesweit für Aufsehen gesorgt. Das Urteil gilt Kritikern als Verharmlosung sexueller Gewalt. Eine Diskussion über Privilegien und Verhältnismäßigkeit im US-Strafrecht entfachte: Turner ist weiß, reich, athletisch und galt als Stanfords Olympia-Hoffnung im Schwimmen.

In einem Brief an den zuständigen Richter Aaron Persky bezeichnete sein Vater die Tat als "20-Minuten-Aktion", die nun die Zukunft seines Sohnes ruiniere. Persky begründete die Haftstrafe im Bezirksgefängnis damit, dass ein Aufenthalt im Bundesstaatsgefängnis "schwerwiegende Folgen" für den Täter hätte.

Solidarität mit Vergewaltigungsopfern

Die 23-jährige Frau hatte indes einen Brief an den Täter verfasst und am Tag der Urteilsverkündung verlesen. "Du kennst mich nicht, aber du warst in mir" ist der Beginn des zwölfseitigen Transkripts, in dem sie Turner mit den Auswirkungen seiner Tat konfrontiert. Der Fall von Stanford wurde längst zum Politikum. Für US-Vizepräsident Joe Biden ist der millionenfach im Internet geteilte Brief eine "Pflichtlektüre".

Unterstützung kam auch von Girls-Star Lena Dunham, die in einem Video mit Kolleginnen Solidarität mit Vergewaltigungsopfern fordert. Eine von fünf Frauen wird in ihrem Leben Opfer eines sexuellen Übergriffs. In 80 Prozent der Fälle kommt der Täter aus dem Bekanntenkreis. Mit der vorzeitigen Entlassung Turners geht die Diskussion weiter. (Christine Tragler, 7.9.2016)