Wer täglich Zähne putzt und regelmäßig zum Zahnarzt geht, kann einer Parodontitis vorbeugen.

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Parodontitis gilt als stille Krankheit, die häufig unerkannt bleibt. Zahnfleischbluten wird von Patienten häufig ignoriert, wie Experten betonten. Anlässlich des Monats der Mundgesundheit machen sie nun auf die Tragweite der Entzündung aufmerksam. Neben dem Ausfall der Zähne, kann Parodontitis auch andere Krankheiten beeinflussen, zum Beispiel Diabetes.

Rund 650.000 Menschen litten in Österreich 2013 an Diabetes. Schätzungen der WHO zufolge werden bis 2030 weltweit 552 Millionen Menschen erkrankt sein. Für Corinna Bruckmann, Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie Wien (ÖGP), stellt dieser Anstieg eine enorme Belastung für das Gesundheitssystems dar.

Da sich Parodontitis und Diabetes gegenseitig beeinflussen können, sieht sie dringenden Handlungsbedarf. "Die Ausgangslage ist eindrücklich und hier sind nicht nur Zahnexperten gefordert. Wollen wir zur besseren Gesundheit in der Bevölkerung beitragen, so kann dies nur über ein Zusammenwirken aller im Gesundheitssystem beteiligten Personen über mehrere Fachbereiche hinweg erfolgen". Und: "Wir sollten uns gemeinsam an einen Tisch setzen."

Bessere Vorsorge gefordert

Bei Parodontitis handelt es sich um eine chronische, multifaktorielle Infektionskrankheit, die im Spätstadium zu "mobil" werdenden Zähnen und schlussendlich auch zum Ausfall dieser führt. Weil die Erkrankungswahrscheinlichkeit auch von genetischen Faktoren abhängt, fordert die Zahnärztekammer die Aufnahme einer zahnärztlichen Kontrolluntersuchung in den Mutter-Kind-Pass. Für Eva-Maria Höller, Vizepräsidentin der Wiener Landeszahnärztekammer ist "die Schwangerschaft eine hoch sensible Zeit für Mutter und Kind" – eine routinemäßige Untersuchung wäre für sie die logische Konsequenz besserer Vorsorge. Gescheitert sind diese Bestrebungen bisher aber an finanziellen Aspekten. Eine parodontische Grunduntersuchung würde der Kasse 30 Euro kosten. In Relation zu den Krankheiten, die man verhindern würde, sei das "kein Vermögen", so Höller.

In der Zusammenarbeit der verschiedenen Ärzte sehen die Experten vor allem eine Möglichkeit, Allgemeinerkrankungen früher zu erkennen, da gerade das Zahnfleisch und die Mundschleimhaut viele Hinweise auf diverse Krankheiten geben. Laut Bruckmann könnten Patienten mit erhöhtem Risiko schneller identifiziert werden und eine frühere Ergreifung von Maßnahmen wäre möglich. (APA, 9.9.2016)