Nur keine Schwäche zeigen, lautet das Motto im US-Wahlkampf. Doch dann ging bei Hillary Clinton ausgerechtet auf Ground Zero urplötzlich gar nichts mehr. Die Hitze, die Luftfeuchtigkeit, klärten ihre Adlaten die Öffentlichkeit über den Kollaps der demokratischen Präsidentschaftskandidatin während des 9/11-Gedenkens in New York auf. Alles ganz normal also. Oder doch nicht?

Erst als Videos, die den Abtransport der kollabierten Clinton zeigen, im Internet die Runde machten, räumte ihr Team eine zuvor diagnostizierte Lungenentzündung ein. Kein gutes Krisenmanagement angesichts der hämischen Spekulationen, die Clinton ob ihrer angeblich desolaten Physis ohnehin entgegenschlagen. Konservative dichten ihr nicht erst seit gestern genüsslich Krankheiten an, Parkinson etwa, aber auch Demenz, Epilepsie und einen Gehirntumor. Und auch Konkurrent Donald Trump, laut Eigenbeschreibung der gesündeste Kandidat aller Zeiten, weiß die Schwächen seiner Konkurrentin auszukosten. Clinton sei weder körperlich noch geistig stark genug, um es als Präsidentin mit der Terrormiliz IS aufzunehmen.

Dass das monatelange Schaulaufen der Kandidaten in der multimedialen Arena des US-Wahlkampfs früher oder später seinen Tribut fordert, überrascht wenig. Doch Innehalten, Kürzertreten und Auskurieren, wie unsereins vom Hausarzt verschrieben bekäme, kann und will man sich im Endspurt des Rennens um das mächtigste Amt der Welt nicht leisten. Heraus kommt ein Vabanquespiel mit der Gesundheit, bei dem die Kandidaten Bilder riskieren, die Wasser auf die Mühlen rechter Verschwörungstheoretiker sind. (Florian Niederndorfer, 12.9.2016)