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Andrej Plenković feiert den Sieg seiner HDZ.

Foto: AP Photo/Darko Bandic

Mein erstes Ziel war es, die Partei zurück in die Mitte zu führen", sagte Andrej Plenković in der Wahlnacht. Offensichtlich lag in dieser Mitte auch der Erfolg. Der 46-Jährige, der erst im Juli zum Chef der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaft, der HDZ, gewählt wurde, wird wohl die neue kroatische Regierung anführen. Zur Reformpartei Most hat er bereits gute Kontakte aufgebaut.

Plenkovićs Vorgänger Tomislav Karamarko hatte den kleineren Koalitionspartner schäbig behandelt. Der neue HDZ-Chef ist viel vorsichtiger, manche bezeichnen ihn als "glatt". Jedenfalls will der ehemalige Diplomat sicher nicht andere, die er braucht, vergraulen.

Der moderat auftretende Mann mit der randlosen Brille gilt als weltoffen, spricht viele Sprachen und ist ein überzeugter Europäer. Gerade deshalb wird der ehemalige EU-Parlamentarier aber vom rechten Flügel der Partei kritisch beäugt. In Kroatien sind der Glaube an das "Kroatentum" und an den heroischen Freiheitskampf im Krieg 1991–1995 sowie ein katholischer, bis ins Reaktionäre reichender Konservatismus – gerade unter HDZ-Wählern – weitverbreitet. Plenković hat zudem noch keine Hausmacht unter den Funktionären. Er muss nun an zwei Fronten agieren: einerseits die HDZ-Forderungen in der Regierung durchsetzen und andererseits zugleich die eigene Partei auf Reformkurs bringen. In der gesamten Region wählen viele Bürger nur deshalb ihre Parteien, weil sie sich von ihnen sichere Jobs in der Verwaltung oder soziale Zuwendungen erhoffen. Der Begriff "Reform" wirkt auch für manche Parteifunktionäre wie eine Drohung.

Plenković muss sich auch erst an die "Schlangengrube" – als die man die kroatische innenpolitische Szene beschreiben kann – gewöhnen. Er ist in Zagreb groß geworden, seine Eltern kommen aber aus Dalmatien, wo der Glaube besonders streng ist und die Liebe zum Vaterland und Fußballverein groß. Der Sohn eines Universitätsprofessors für Kommunikation und einer Ärztin gehörte aber nie zur Provinz, sondern immer zur Elite.

Er studierte in Zagreb Jus und arbeitete damals bereits in der EU-Kommission. Dann landete er schnell im Außenministerium. Ein Jahr lang war er Staatssekretär. Leute, die ihn kennen, beschreiben ihn als ehrgeizig und als einen, "der bis in die Nacht arbeitet". Plenković ist verheiratet, hat einen Sohn und spielt gern mit dem Ball – ob im Wasser, auf dem Tennis-, Basketball- oder Fußballplatz. (Adelheid Wölfl, 12.9.2016)