Das Gerüst rund um die Säule bedarf noch einiger Adjustierungen. Im Moment braucht man die Hände eher zum Festzuhalten als zum Arbeiten.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Mit Ultraschallmessungen ermitteln wir die Tiefe der sichtbaren Risse.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Die Löcher für die zusätzlichen Stahlstifte müssen genau gebohrt werden, damit beim späteren Aufeinandersetzen der Einzelteile nichts verkantet.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Gleich wird der erste heruntergefallene Teil der Säule auf den noch stehenden Schaft gesetzt.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Es haben sich wieder unzählige Zuschauer am Durbar Square eingefunden.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Das Einrichten und richtige Positionieren des Steinblocks erfordert nicht nur viele helfende Hände, sondern auch eine gute Zusammenarbeit mit dem Kranfahrer.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Nacheinander werden die heruntergefallenen Teile nach oben gehoben.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Der oberste und somit letzte Teil der Säule, der Lotuspodest, wird auf die Spitze gesetzt. Das Interesse der Zuseher ist noch immer ungebrochen.

Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Mehr als 300 Jahre stand die Säule von König Yoganarendra Malla unbeschadet auf ihrem angestammten Platz am Durbar Square von Patan, bis das Erdbeben 2015 sie einstürzen ließ. In enger Zusammenarbeit mit dem Kathmandu Valley Preservation Trust (KVPT) wird sie nun von uns restauriert und wiederaufgestellt. Die Erfahrungen, die wir im vergangenen Jahr bei der Restaurierung der umgestürzten Löwensäule sammeln konnten, fließen in die diesjährigen Arbeiten ein.

Wie die Löwensäule besteht auch die um ein Vielfaches größere Königssäule aus mehreren Teilen, die durch Steindübel verbunden und somit lose übereinandergestellt sind – ein einfaches Stecksystem. Durch das Erdbeben sind die oberen drei Teile heruntergefallen, nur der Säulenschaft ist stehen geblieben.

Ultraschall für die Säule

Das Konzept für die Wiederaufstellung der Säule haben wir bereits ausgearbeitet. Die ursprüngliche Bauweise und Verbindungsart der Steinteile soll beibehalten, fehlende Steindübel ergänzt und partiell Stahlarmierungen als zusätzliche Verstärkung zwischen den Einzelteilen eingebracht werden. Bevor unser Team die Wiederaufstellung vornehmen kann, werden wir noch die zahlreichen sichtbaren Risse in der Säule mit Ultraschallmessungen untersuchen. In Nepal wenden wir diese Methode zum ersten Mal an, das Gerät dazu haben wir von zu Hause mitgebracht.

Die Messungen erlauben uns, Tiefe und Ausbreitung der Risse zu detektieren. Erst dann wissen wir, wie stark das marmorähnliche Gestein durch das Erdbeben zerrüttet wurde und welche Risse wir verfüllen müssen. Bei dem knapp fünf Meter hohen noch stehenden Säulenschaft brauchen wir dafür auf jeden Fall ein Gerüst. Dieses ist schnell gebaut. Vielleicht etwas zu schnell, denn wir hatten kaum Zeit, die Aufstellung mit den Gerüstbauern im Detail zu besprechen. Und so hatten wir nach wenigen Stunden zwar ein Gerüst, jedoch in typisch nepalesischer Ausführung: ungleiche und zu niedrige Etagenhöhen und keine Holzplanken, auf denen man gehen könnte.

Geduld und Fingerspitzengefühl

Nach Adjustierungen der Gerüstkonstruktion können wir mit den Ultraschallmessungen beginnen. Die gute Nachricht: Die massivsten Risse reichen nur etwa zehn Zentimeter tief in die Steinsubstanz. Bei einem Durchmesser der Säule von 70 Zentimetern eine gute Nachricht. Um die Risse wieder kraftschlüssig zu verbinden und zu verschließen, werden sie verfüllt – eine zeitintensive Angelegenheit, die einiges an Geduld und Geschick erfordert.

Mittels Spritzen wird ein niedrigviskoses Epoxidharz langsam in die Hohlräume injiziert – Tropfen für Tropfen. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl. Da das Harz rein durch Kapillarität in die wenige Mikrometer breiten Risse sickert, dauert die Behandlung entsprechend lange. Wir arbeiten daher gleichzeitig zu viert an der Säule, jeder auf einer anderen Gerüstetage. Wo das Harz bereits in den Riss gesogen wurde, wird so lange nachgespritzt, bis er nichts mehr aufnimmt.

Gute Vorbereitung lohnt sich

Einige Tage später steht dann zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit ein Autokran auf dem Durbar Square, diesmal, um die Säule wiederaufzustellen. Unsere Steinrestauratoren stehen parat, ebenso die Steinmetze des KVPT, die uns unterstützen werden. Die neu angefertigten Steindübel liegen griffbereit. Das Bleiblech, das wir zwischen die einzelnen Steinteile legen, um Unebenheiten auszugleichen, ist zugeschnitten. Da das Monument punktuell mit nichtrostenden Stahlstiften verstärkt werden soll, haben wir in den vergangenen Tagen bereits entsprechende Löcher in die Unter- und Oberseiten der einzelnen Säulenteile gebohrt, in die die Stifte eingebracht werden. Und dann wird auch schon der erste heruntergefallene Stein vom Kran emporgehoben. Wie zu erwarten, haben sich hunderte Schaulustige am Ort des Geschehens eingefunden.

Während sich unter uns die Massen tummeln, wird es auch bei uns auf dem Gerüst ein wenig eng. Gleichzeitig sind mindestens drei Leute unseres Teams damit beschäftigt, den aufgesetzten Teil der Säule richtig zu positionieren. Das ist Millimeterarbeit. In gleicher Weise verfahren wir mit den übrigen zwei Teilen. Glücklicherweise funktioniert die Zusammenarbeit mit dem Kranfahrer einwandfrei. Zum ersten Mal ist die sprachliche Barriere kein Problem – denn die Handzeichen zum Einweisen des Krans sind hier dieselben wie in Österreich.

Die Säule steht wieder

Am Ende des Tages ist es geschafft – die Säule steht wieder. Auf dem Weg ins Hotel gratulieren uns Passanten zur gelungenen Arbeit. Vielleicht haben sie uns zugesehen, vielleicht haben sie uns an der stark verschmutzten Kleidung und den Arbeitsgeräten in der Hand erkannt. Die Menschen freuen sich, ein weiteres durch das Erdbeben eingestürzte Denkmal am Durbar Square wiederaufgebaut zu sehen.

Am Ende des Tages freut sich unser Team über die gelungene Arbeit.
Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien

Im nächsten Blog werde ich über ein weiteres Projekt berichten, das uns bereits seit drei Jahren beschäftigt: die Elfenbeinfenster an der Palastfassade. Auch diese sollen wieder den Weg zurück an ihren angestammten Platz finden. (Martina Haselberger, 13.9.2016)