Jamie Oliver: Genial gesund
Superfood for Family & Friends

288 Seiten, 25,70 Euro

ISBN 978-3-8310-3159-7
Dorling Kindersley

Foto: Dorling Kindersley

Großbritannien gilt als eines jener europäischen Länder, das einen extrem hohen Anteil an Übergewichtigen zu verzeichnen hat. Rund zwei Drittel der Briten haben zu viele Kilos, mehr als ein Fünftel gilt sogar als adipös. Vor diesem Hintergrund sollte man wohl Jamie Olivers vor wenigen Wochen erschienenes Buch "Genial gesund: Superfood for Family & Friends" betrachten.

Der britische Starkoch, der sich seit vielen Jahren für gesündere Ernährung einsetzt – u.a. auch in Schulkantinen – veröffentlichte bereits im Vorjahr ein ähnliches Werk mit dem Titel "Jamies Superfood für jeden Tag". Darin beschrieb er ausführlich, wie er sein eigenes Ernährungsverhalten umstellte, ein Ernährungsdiplom erwarb und gab in einem recht ausführlichen Kapitel Einblicke in gesunde Ernährung. Jetzt legt er einen Nachfolgeband vor, laut Titel eben für "Family & Friends".

Nun, man sollte sich von den vielen lachenden Kindern im Buch nicht täuschen lassen – ein Buch mit extra kinderfreundlichen Rezepten liegt hier nicht vor. Außer man hat so wie Jamie allesessende Kinder, die bei jedem Salatblatt, Spargelstangen und selbst Unmengen von Chili begeistert zugreifen. Auch der Zeitaufwand für viele Rezepte ist im alltäglichen Familienstress schlicht nicht bewältigbar.

Im Kapitel "Frühstück" kommen zwar auch rasch zubereitete Smoothies und raffiniert belegte Roggenvollkornbrote vor, der Großteil ist aber mit Zeitangaben ab 20 Minuten (Schoko-Porridge, griechisches Joghurt & frisches Obst) – bis sogar 55 Minuten (Steinobst aus dem Ofen, Haferflockenstreusel mit Kokos & Datteln) versehen. Da wird der Großteil wohl eher als Sonntagsfrühstück zubereitet werden müssen, außer man ist Fulltimehausfrau oder -mann, die/der recht früh aufsteht und nach der Verabschiedung der Familie in den Schul-/Arbeitstag die Küche putzen kann.

Manches ist "Schnell gemacht"

Lieber ist uns da schon das Kapitel "Schnell gemacht", wo die Gerichte nur 25 Minuten dauern sollen – wir wissen, dass man das jetzt nicht auf die Waagschale legen darf, aber die Gerichte sind relativ einfach, die Zutatenlisten halbwegs überschaubar und im Vergleich zum Vorgängerbuch sind die Zeitangaben bei allen Rezepten in großer Schrift am Anfang der Zutatenliste zu finden – sehr praktisch.

Danach folgen "Gesunde Klassiker" – von "Super Shepherd's Pie", wo das Erdäpfelpüree mit Steckrüben gesundgestreckt wird über "Hähnchen Kiew" mit einer fettarmen Frischkäsefülle bis zu "Schummel-Pizzettas" mit Vollkornmehl. Danach geht es weiter mit den Kapiteln "Salate", "Currys & Eintöpfe", "Aus dem Ofen", "Pasta & Risotto", "Suppen" und schließlich "Kochen auf Vorrat", wo wieder einige besonders kinderfreundliche Rezepte zu finden sind, u.a. selbstgemachte Riesenfischstäbchen, 7-Gemüse-Tomatensauce oder Chickennuggets für den Tiefkühlvorrat.

Wie beim Vorgängerband ist der letzte Teil des Buches den Ernährungstipps gewidmet, wieviele Kalorien man aufnehmen sollte, dass Wassertrinken gesund ist und wie man beim Einkaufen clever sparen kann. Wie ein gesunder Teller aussehen sollte, wird auch nochmals wiederholt, mit den Rezepten davor kann man aber sicher sein, die ausgewogene Mischung auf den Tisch zu bringen. Ob dieses ernährungswissenschaftliche Baukastenkochen besonders charmant ist, sei dahingestellt, der volksbildnerische Auftrag ist jedenfalls erfüllt. (Petra Eder, 17.9.2016)