Blick vom modernisierten Hochhaus Richtung Altstadt.

Foto: Putschögl

Die Neubebauung des Stadtwerke-Areals in Lehen ist fast abgeschlossen.

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Prisma und Salzburg Wohnbau nehmen sich nun die Revitalisierung der alten Rauch-Mühle vor. Dort sollen auch Räume für die Kreativszene entstehen.

Visualisierung: Prisma

Der Bezirk Lehen gilt vielen Bewohnern Salzburgs als Problemviertel der Mozartstadt. Es ist der am dichtesten besiedelte Stadtbezirk mit einem großen Bestand an geförderten Mietwohnungen. Von der "Salzburger Schmuddelecke" war erst kürzlich im Standard zu lesen, von einem Drogenumschlagplatz samt quasi auf der Tagesordnung stehenden Messerstechereien.

Lehen ist aber stark im Umbruch, das zeigt ein Blick auf in jüngster Zeit abgeschlossene ("Neue Mitte Lehen") oder aktuell noch laufende Großprojekte wie etwa die Neubebauung des ehemaligen Stadtwerke-Areals. Das ingesamt rund 4,25 Hektar große Gelände zwischen Strubergasse, Gaswerkgasse, Roseggerstraße und Ignaz-Harrer-Straße wird seit Herbst 2011 völlig umgestaltet, federführend ist dabei die Vorarlberger Prisma-Gruppe.

Forschung als roter Faden

Die einzigen beiden Gebäude, die noch vom Altbestand herrühren, sind das ehemalige Stadtwerke-Hochhaus, das revitalisiert wurde und heute unter anderem die Volkshochschule Salzburg sowie die Buchungsplattform Booking.com beheimatet. Am südöstlichen Rand gibt es außerdem noch die Frey-Villa, einst ein Verwaltergebäude des städtischen Gas- und Wasserwerks, das sich später im Eigentum des Direktors der Gas- und Wasserwerke, Rudolf Frey, befand. Prisma hat es ebenfalls revitalisiert und zwischenzeitlich als Besucherzentrum genutzt. Mittlerweile ist hier ein Spin-off der nahen Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) eingezogen.

Die medizinische Forschung wurde überhaupt zu so etwas wie dem roten Faden, der sich durch das völlig neu gestaltete Viertel, oder zumindest dessen südliche Hälfte, zieht. In vier neu errichteten Büroimmobilien haben sich schwerpunktmäßig die sogenannten Life-Sciences angesiedelt. Zuletzt bezog erst im vergangenen Mai der Mikronährstoffpräparate-Hersteller Biogena hier seine neue Zentrale.

Fast 340 Wohnungen

Auf der nördlichen Hälfte des Areals befinden sich geförderte Wohnbauten, errichtet von gswb und Heimat Österreich. Die beiden gemeinnützigen Wohnbauträger bauten hier insgesamt 287 Wohneinheiten.

Im Osten, an der Gaswerkgasse, realisierte die Prisma nach Plänen von Architekt Boris Podrecca außerdem ein Gebäude mit 50 freifinanzierten Mietwohnungen. Laut Jakob Bonomo von der Prisma war hier sehr interessant zu beobachten, wie sich das nach wie vor schlechte Image des Stadtteils bei der Vermietung bemerkbar machte. "Hier wohnen nämlich ausschließlich Nicht-Salzburger", berichtet der Projektentwickler. Einheimischen dürfte die Gegend also noch etwas zu verschrien gewesen sein. Die 50 Wohneinheiten in dem Gebäude sind aber allesamt vermietet, das Objekt wurde mittlerweile von Prisma an den Bank-Austria-Fonds Real Invest Austria veräußert.

Abbruch und Neubau

Ganz abgeschlossen ist die Neubebauung des Stadtwerke-Areals noch nicht. Am südwestlichen Ende laufen gerade die Vorarbeiten für die Errichtung der drei letzten Gebäude, zweier Gewerbe- und eines Wohnobjekts. Hier werden ebenfalls freifinanzierte Mietwohnungen entstehen. Schräg gegenüber arbeitet auch Salzburg Wohnbau weiter an der Aufwertung der Gegend, mehrere alte Genossenschaftsbauten werden abgerissen und neu gebaut.

Und dann ist da noch, wiederum etwas weiter westlich, aber noch im Stadtteil Lehen, die alte Rauch-Mühle an der Glan. Prisma hat die 2011 stillgelegte Mühle übernommen und arbeitete in den vergangenen Jahren an der Neugestaltung des Areals. Schon im Oktober werden Teile davon abgebrochen. Rund 220 Wohneinheiten sollen hier entstehen, etwa 80 von der Prisma selbst, weitere rund 140 von Salzburg Wohnbau.

Flächen für Salzburger Kreativszene

Auch der architekturhistorisch bedeutendste Teil der Mühle, die denkmalgeschützte Ceconi-Villa aus dem Jahr 1898, soll zu Wohnungen umgebaut werden. Sie diente ursprünglich als Büro- und Wohnhaus für den damaligen Mühleneigentümer Franz Fißlthaler. Planender Architekt war damals Jakob Ceconi – daher auch der Name der Villa.

Mit dem "Alten Mühlhaus" aber, dessen Errichtung bis zum Jahr 1330 zurückverfolgt werden kann, hat Prisma Größeres vor: Hier sollen Gewerbeflächen entstehen, mit denen man insbesondere die Salzburger Kreativszene ansprechen will. Bis zu 4000 Quadratmeter will man für diese Nutzung reservieren.

Werkbach wieder sichtbar

Die Pläne für die Revitalisierung stammen vom norwegisch-österreichischen Architekturbüro Helen + Hard mit Büros in Oslo und Stavanger. Im Zuge der rund 50 Millionen Euro teuren Sanierung soll schließlich auch der Werkbach, ein Seitenarm der Glan, der in früheren Zeiten Lebensader eines ganzen Industrieviertels war und später in den Untergrund verlegt wurde, wieder an die Oberfläche gebracht werden. (Martin Putschögl, 20.9.2016)