Während das hausgemachte Kürbispesto gerade die Geschmacksnerven nordet, erzählt Dieter Firmenich von den wichtigsten Leuten, die schon bei ihm im Buschenschank gesessen sind. Und alle, von denen er erzählt, haben irgendetwas mit Autos zu tun. Gerhard Berger. Der sowieso. Rudi Roubinek auch. Oldtimer halt. Und wenn wir schon bei denen sind, dann darf auch nicht die Geschichte von der Südsteiermark-Klassik fehlen, bei welcher der Walter Röhrl auf der Terrasse sitzend auf sein altes Rallyeauto schaut, das am Buschenschank vorbeipilotiert wurde.

Die Aussicht vom Buschenschank Firmenich, wenn man direkt vor der Terrasse parkt.
Foto: Seat

"Drüben", sagt Firmenich, und zeigt auf den Stadel, vor dem unser Seat Ateca steht, "da hatte ich eine riesige Carrera-Rennbahn aufgestellt" und wir sind sicher, dass ihm jetzt nach einem Hatzerl auf selbiger wäre. Aber leider ist die Bahn inzwischen abgebaut. Dafür hat er Bilder von der Miniaturrennbahn. Und während seine Frau eine hausgemachte Pasta serviert, holt er das Bilderland-Kuvert mit rund 50 Beweisfotos.

Ausflug in die Südsteiermark

Obwohl wir uns erst seit wenigen Minuten kennen, kommt es mir vor als würde ich schon fast zum Haus gehören. Und diese freundliche, familiäre Stimmung ist es auch, die uns in die Südsteiermark gezogen hat. So ein Ausflug passt nämlich ganz gut zum Ateca, dem neuen SUV von Seat. Der spielt ganz groß auf der Klaviatur einer Jungfamilie – er ist mit seinen 190 Turbo-Diesel-PS und dem Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe herrlich sportlich, als SUV natürlich praktisch, mit seinem seattypischen Design auch noch schön zum Anschauen, spielt mit dem vollen Brimborium an Assistenzsystemen das hohe Lied der Sicherheit und sogar im Gelände gibt er sich selbstbewusst.

Ein bisserl im Offroad wüten geht mit dem Ateca natürlich auch.
Foto: Seat

Hinter dem ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum in Lang-Lebring probieren wir das aus, scheuchen den knackigen Spanier über Schotterwege, Auf- und Abfahrten, tasten uns an die Grenzen der Bodenfreiheit heran und spielen uns mit den Offroad-Assistenten wie dem fürs Bergab- oder Berganfahren. Nur bei wilden Steigungen muss man Nervenstärke und einen eisernen Willen beweisen. Da muss man nämlich stoisch am Gas blieben, auch wenn der Ateca scheinbar keinen Ruckerzer macht, wie der Steirer sagt. Der Grund dafür ist aber einfach erklärt. Der Wagen erkennt die besondere Herausforderung und kühlt noch einmal die Kupplung vor, bevor es dann mit der Gelassenheit eines Geländewagens losgeht.

Gerade zu Herbstanfang ist die Südsteirische Weinstraße besonders schön.
Foto: Seat

Für den Ritt über die Weinstraße, an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien, braucht man keine Offroad-Erfahrung und keine eigenen Settings. Einen guten Magen und einen Schuss Baldrian im Blut zu haben kann aber helfen. Vor allem wenn ein Ortskundiger über die engen Bergstraßen fährt, einer der die Aussicht schon gut kennt, dass er sich von ihr nicht mehr ablenken lässt. Der wird sich nämlich über die sportlichen Fahreigenschaften auf der Straße freuen. Motor, Getriebe, Fahrwerk und Lenkung spielen da schon mit, wenn es einer wissen will.

In der Mittelkonsole findet man die Bedienknöpfe für die diversen Offroad-Assistenz-Spielereien.
Foto: Seat

Aber dafür ist der Ateca sicher genau so wenig gebaut worden wie für den Offroad-Einsatz. Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass Seat die Anforderungen seiner Kunden anders definiert hat. Nämlich praktischer, alltagstauglicher. Umso feiner ist es, dass sie auf die Fleißaufgaben für mehr Kurzweil gemacht haben.

Familienauto

Im echten Leben zählen aber der Preis, das Ladevolumen, ob man in der hinteren Reihe auch noch menschenwürdig sitzen kann, wenn man die Pubertät schon hinter sich hat, der Verbrauch und natürlich das Design. Keiner kauft ein Familienauto allein deshalb, weil es so praktisch ist und weil man hinten gut sitzen kann – was der, der den Wagen gekauft hat, eh in den seltensten Fällen tut, nicht einmal wenn er höchstpersönlich das Geld für einen Bentley, Rolls Royce, eine Langversion von 7, 8 oder S vor dem Verkäufer runtergezählt hat.

Der Ateca ist im Gelände leichtfüßiger und geschickter als man das einem SUV zutrauen würde.
Foto: Seat

Übers Design lässt sich ja im Grunde vortrefflich streiten. In dem Fall aber nicht. Der Seat ist gefällig ohne langweilig zu sein, sportlich ohne protzig oder prollig zu sein und modern. Gerade den Geschmack der Zielgruppe dürfte Seat da gut getroffen haben. Hinten ist genug Platz, dass sich auch ein ewiger Student gerne jeden Tag von der Soccer-Mum zur Uni bringen lassen würde und wenn der Rotzlöffel aus dem Auto draußen ist und man die hinteren Sitze umlegen kann, kriegt man 1604 (1579 beim Allrad) Liter irgendwas ins Auto. Wein vom Firmenich zum Beispiel. Nur halt nicht so viele Liter, weil man ja Flaschen und Karton auch um die Flüssigware wickeln muss. Und auch wenn der Ateca mit dem starken Diesel laut Normverbrauch im Drittelmix nur 5,2 Liter Diesel auf hundert Kilometer braucht, ist ein äquivalenter Weinverbrauch vielleicht eh nicht so super, nicht einmal normal.

Ab 19.990 Euro bekommt man einen Seat Ateca – aber auch um 40.000 Euro.
Foto: Seat

Obwohl, wenn man die 40.000 Euro für einen richtig gut ausgestatteten Ateca erst einmal hingeblättert hat – los geht es bei 19.990 Euro, aber bei Seat ist man stolz darauf, dass viele Kunden abseits der Brot-und-Butter-Version zuschlagen – wird man sich schon auch überlegen, ob man nicht einmal Urlaub daheim macht, auf den eigenen vier Rädern aufs Land fährt, statt mit den Flügeln des Kranichs in die Hitze. Weil ein Verhackert und ein Glaserl Welschriesling auf einer sonnigen Terrasse im Herbst auf der Weinstraße sind mindestens so fein wie der Sand, den man wochenlang nicht aus den Schuhen und diversen Körperritzen kriegt. (Guido Gluschitsch. 25.9.2016)