Illustration: Dennis Eriksson

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Der Gartler ist von gutem Appetit und folglich prächtig anzusehen. Seine Mutter würde ihn kräftig oder stämmig nennen, andere sprächen von mopsig. Das hat mit dem unter Gartlerinnen und Gartlern häufig vorkommenden Phänomen des Compensando zu tun. Das Gartl-Compensando steht für zu viel Appetit nach zu wenig Gartenarbeit und tritt meist in Begleitung von weißem Spritzer auf.

Der Kalorienüberschuss setzt sich oft aus Kohlenhydraten zusammen. Diese nimmt der Gartler am liebsten in Form von Nudeln aus Hartweizengrieß zu sich, und diesen wollte er erstmals selber anbauen. Jedoch, er scheiterte kläglich: Das Korn zu eng gesät, vertrocknet und verdörrt – die hortikulturelle Niederlage seines Lebens. Aber, denkt sich der Gartler, aber: Er hatte ja rechtzeitig im Frühjahr Erdäpfel verscharrt, auf dass diese sein Back-up seien für die Post-Pasta-Periode.

Welke Blätter, reife Knollen

Nun ist es so weit, Erntezeit. Das erkennt der Gartler daran, dass die Blätter und Triebe der Erdäpfelpflanzen verwelken. Dann noch drei Wochen warten, und die ersten Knollen können aus der Scholle gehoben werden. Das ist gar nicht so einfach, denn die Schalen der Bramsler sind zart, die Knollen verletzlich, jedoch die Hand des Gartlers grob und kräftig.

Um die Knollen nicht zu verletzen, empfiehlt es sich, die Grabgabel außerhalb und seitlich der aufgehäufelten Erdäpfelbahnen anzusetzen und die gesamte Pflanze mit viel Gefühl von unten kommend zu lupfen, anzuheben und mit viel Gefühl an Licht und Luft zu heben.

Pfiffig, wer zuvor den Reifegrad an zwei Erdäpfeln testet: Dazu reibt man zwei Knollen mit der Haut aneinander. Hält die Haut, ist der Erdapfel reif. Die geernteten Früchte werden grob von der Erde befreit und luftig aufgelegt, damit sie gut abtrocknen können. Danach sollten sie kühl und dunkel gelagert werden. Problematisch sind zu trockene Keller, da die Erdäpfel viel Wasser verlieren und schrumpeln. Sind sie komplett verschrumpelt, kann man sie aber um viel Geld irgendeinem skandinavischen Sternekoch verkaufen, die lieben seit einiger Zeit verschrumpeltes Gemüse.

Ist der Lagerraum jedoch zu warm und zu hell, also wärmer als acht Grad Celsius, treiben die Knollen aus und bilden ihr giftiges Solanin. Dann ist von deren Verzehr abzusehen.

Der Gartler kann also aus dem Vollen schöpfen, frisch geerntete gleich und gut gelagerte später zubereiten und zu sich nehmen. Ein bisschen Butter, eine Prise Salz – und schon ist das Hartweizendebakel vergessen. (Gregor Fauma, RONDO, 27.9.2016)