Die gehörlose Jill schaffte es trotz ihrer Beeinträchtigung, Jahrgangsbeste ihrer High School zu werden. Demnächst will sie eine Ausbildung zur Lehrerin beginnen.

Foto: Licht für die Welt

Die Gebärdensprache ist mittlerweile die vierte offizielle Amtssprache.

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Licht für die Welt unterstützt ein nationales Programm für gehörlose Menschen in Papua Neuguinea und organisiert regelmäßige Ohr-Screenings für Kinder.

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Jill Laina war fünf Jahre alt, als sie gehörlos wurde. Mit hohem Fieber wurde das Mädchen in ein Krankenhaus in ihrem Heimatland Papua Neuguinea eingeliefert, doch trotz Medikamenten verbesserte sich ihr Zustand nicht. Die Folge ihrer Krankheit, einer Meningitis: Jill verlor die Fähigkeit zu gehen, zu hören und zu sehen. Mit Hilfe ihrer Eltern konnte sie nach einem Jahr wieder alleine gehen, auch ihre Sehkraft kam zurück. Die Gehörlosigkeit blieb.

Zum Welttag der Gehörlosen am 25. September macht die Hilfsorganisation Licht für die Welt auf die Situation von Gehörbeeinträchtigten in Papua Neuguinea, aufmerksam: In dem Inselstaat im Pazifik sind über 60 Prozent der Kinder hörbehindert oder gehörlos. 20 Prozent davon dauerhaft, weltweit liegt der Schnitt bei fünf Prozent. "Breit angelegte Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern, die wir im Rahmen unserer Projekte durchführen, bestätigen, dass Gehörlosigkeit und Hörbehinderung bei Kindern weit über dem weltweiten Schnitt liegen", erklärt Benjamin Bach, Projektverantwortlicher für Papua Neuguinea bei Licht für die Welt.

Die Gründe für die weit verbreitete Gehörlosigkeit bei Kindern und Erwachsenen in Papua Neuguinea – insgesamt sind vier Millionen Menschen betroffen – sind vielfältig. Vor allem sei die Gehörlosigkeit auf die schlechte Gesundheitsversorgung und die klimatischen Bedingungen zurückzuführen, heißt es von Licht für die Welt. Viele Menschen leiden an chronischen Mittelohrentzündungen oder Tropenkrankheiten mit hohem Fieber wie Malaria. Ohne ausreichende Behandlung führen diese häufig zu Gehörlosigkeit und Hörbehinderungen. Die Mehrheit der Einwohner lebt in sehr abgelegenen Communities und hat so gut wie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung.

Regelmäßige Screenings

Licht für die Welt unterstützt ein nationales Programm für gehörlose Menschen in Papua Neuguinea. Strukturell konnten in der Vergangenheit gezielt gehörlose und hörbehinderte Menschen gefördert werden. Betroffene Kinder wurden in inklusiven Schulen untergebracht und ihre medizinische Versorgung sichergestellt. Zudem werden regelmäßige Screenings von Kindern zu Ohreninfektionen organisiert. Für das Land wurde zudem eine eigene Gebärdensprache entwickelt, um damit die sprachliche und kognitive Entwicklung gehörloser Kinder zu garantieren und den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Vor einem Jahr wurde die Gebärdensprache zur vierten offiziellen Amtssprache.

Auch Jill konnte durch das Engagement von Freiwilligen die Gebärdensprache lernen. Sie hat eine Grundschule für gehörlose und hörbehinderte Kinder besucht und hart gearbeitet, was sich vor allem in ihren Noten bemerkbar gemacht hat, berichtet die Organisation Licht für die Welt. In der High School war sie sogar Jahrgangsbeste. Im nächsten Jahr will sie sich auf der Uni einschreiben – eine Herausforderung, weil es dort kein System zur Unterstützung gehörloser Studierender gibt, keinen Unterricht in Gebärdensprache. Dennoch hat Jill ambitionierte Ziele: "Ich möchte Lehrerin werden, dass auch andere gehörlose Kinder wie ich, Zugang zu einer Ausbildung bekommen." (bere, 23.9.2016)