Ökonom Christian Keuschnigg sieht am österreichischen Mietwohnungsmarkt die "horizontale Gerechtigkeit" nicht gegeben.

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Wien – Die ÖVP hat den Kampf gegen den sogenannten Mietadel ausgerufen, das wurde zuletzt recht deutlich auch von ihrem parlamentarischen Wohnbausprecher Johann Singer betont. Dass sich der Österreichische Haus- und Grundbesitzerbund (ÖHGB) mit dieser Linie voll identifizieren kann, verwundert nicht. Martin Prunbauer, ÖHGB-Präsident seit 2012, lud vor wenigen Tagen anlässlich des 70-jährigen Bestandsjubiläums seiner Organisation zu einer Pressekonferenz mit dem sehr marktliberal orientierten Ökonomen Christian Keuschnigg, früher Chef des IHS, jetzt an der Universität St. Gallen in der Schweiz tätig.

Keuschnigg vertritt die Ansicht, dass auch am Wohnungsmarkt Angebot und Nachfrage sich selbst regeln würden, Eingriffe nicht notwendig seien. Den Einwand, dass die Schaffung neuen Angebots bei Wohnungen jahrelang dauerte und bei Knappheit unterdessen die Preise extrem steigen würden, hält er mit einer "zielgerichteten Anpassung der Realtransfers" – sprich: der Gewährung von entsprechenden Einkommenszuschüssen – für adäquat beantwortet. Und mit dem Hinweis, dass es gar nicht erst zu so einer Verknappung käme, wären Wohnungen großteils zu Marktpreisen erhältlich.

"Keine Gerechtigkeit"

Am Wiener Mietwohnungsmarkt sieht Keuschnigg die "horizontale Gerechtigkeit", dass also "ökonomisch gleichgestellte Menschen dieselben Bedingungen vorfinden sollten", massiv gestört. "Die einen bekommen eine günstige geförderte Wohnung, die anderen nicht." Weil das letztlich "eine Frage von Glück oder Pech" sei, komme es zu Fehlverhalten wie Rationierungen (das "Aufheben" von günstigen Wohnungen) und in der Folge Fehlbelegungen.

Letztere sind auch für Prunbauer "offensichtlich". Er fordert die grundsätzliche Vermietung von Gemeindewohnungen zu einem angemessenen Mietzins, "und nur die Förderwürdigen sollen einen Abschlag bekommen". (mapu, 25.9.2016)