Wien – Thorsten Fink blickt in die Zukunft. Bei der Eröffnung der neuen Generali-Arena wäre der Trainer der Wiener Austria im Juli 2018 gerne dabei. Ob im Amt oder als Gast ließ der Deutsche beim am Montag erfolgten Spatenstich offen.

Für den Besuch als Gast spricht die überdurchschnittlich kurze Verfallszeit der Austria-Trainer. Für eine Anwesenheit als Coach sprechen Teilerfolge wie das Erreichen der Europa League oder das Pflegen einer würdigen Spielkultur, die sich zuweilen mehr in Ballbesitz denn in Punkten niederschlägt.

Ob mit oder ohne Fink, die neue, zu einer UEFA-Vier-Sterne-Arena umgewandelte Heimstätte der Austria wird in der Meisterschaft 17.500 und international 15.000 Besuchern Platz bieten. Böse Zungen behaupten, dass es so viele violette Anhänger gar nicht gäbe.

Es schupfen die Erde: Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Bürgermeister Michael Häupl, FAK-Ikone Herbert Prohaska, Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, Präsident Wolfgang Katzian, Vizepräsident Rudi Reisner, Sportdirektor Franz Wohlfahrt, Trainer Thorsten Fink, die Spieler Larry Kayode, Ismael Tajouri, Robert Almer und Alexander Grünwald.
Foto: APA/PFarrhofer

In der Tat müsste man den Zuseherschnitt verdoppeln, um eine volle Auslastung des Stadions zu erreichen. In der vergangenen Saison kamen zu den Heimspielen 7.163 Fans an den Verteilerkreis, in der Meistersaison 2013 waren es trotz einer am Zenit spielenden Mannschaft verhältnismäßig bescheidene 9.581 Zuseher. Neue Annehmlichkeiten wie die Anbindung an die U1 oder eine zweistöckige Garage unter der Nordtribüne sollen die Couch-Potatoes unter den Veilchen zum Stadionbesuch motivieren.

Im Mittelpunkt des Umbaus stehen Nord- und Westtribüne, beide bereits abgerissen. Sie werden in zwei Rängen auf das Niveau der Ost-Tribüne angeglichen. Im Norden entstehen 28 VIP-Logen, vier Sky-Lounges und zwei Ehrenlogen, im Westen neben 5.600 Plätzen auch drei Eventbereiche. Die Südtribüne wird lediglich revitalisiert, die 2008 eröffnete Osttribüne ist mit Museum, Fanshop und Restaurant ohnedies fit für die Zukunft.

Besonders stolz ist man in Favoriten auf die selbst verordnete Nachhaltigkeit, von einem "Leuchtturmprojekt" ist die Rede. Unter anderem wird auf der Nord eine Photovoltaik-Anlage installiert und in Zisternen gesammeltes Regenwasser zur Bewässerung gespeichert.

"Unser Projekt ist in Mitteleuropa einzigartig, nur das Stadion von Besiktas Istanbul ist vergleichbar. Wir wollen hier etwas schaffen, das die nächsten Jahrzehnte funktioniert", sagt Austria-Vorstand Markus Kraetschmer im Gespräch mit dem STANDARD und verweist auf die Errichtung des "Viola Parks". "Es ist nicht nur ein Stadionprojekt, es entstehen auch Wohnungen und ein Sportgymnasium." Hierfür müssen wiederum einige Trainingsplätze weichen, derzeit wird im zehnten Bezirk nach einem neuen Standort für ein regionales Nachwuchs-Zentrum gesucht.

Das Stadionprojekt im Video.
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In Summe kostet die Neugestaltung der violetten Welt 48 Millionen Euro, davon entfallen 42 Millionen auf das Stadion. Keine Peanuts also, man könnte ein Spannungsverhältnis zur sportlichen Planung befürchten. Kraetschmer zeigt sich diesbezüglich unbesorgt: "Das Budget für die Kampfmannschaft ist und bleibt in Österreich wettbewerbsfähig."

Auch der dürftigen Kulisse an der Ausweichspielstätte Happel-Stadion begegnet Kraetschmer entspannt: "Wir benötigen 10.000 Besucher, um im Happel kostendeckend zu spielen. Bilanziert wird am Ende der Saison, wir können noch aufholen." Derzeit hält man bei 8.743 Zusehern, das erste Heimderby hat die Austria wohlgemerkt hinter sich. Kraetschmer: "Wir haben das Stadionprojekt, wir haben die Europa League, wir haben Frauenfußball ganz oben auf der Agenda und mit den Special Violets jetzt auch ein Team aus gehandicapten Sportlern. Wir sind absolut am richtigen Weg." (Philip Bauer, 26.9.2016)