In der vergangenen Woche verabschiedete sich der Designer Philipp Plein von Mailand. Damit ihn dort niemand so schnell vergisst, drehte er noch einmal ordentlich auf. Und packte Paris Hilton aus. Für alle, die sich nicht mehr so recht erinnern wollen: Das ist jene Frau, die Anfang der Nullerjahre als eine der Ersten fürs blöd Herumstehen bezahlt wurde.

Wenn Paris Hilton damals keine Lust hatte, ihre braungebrannten Beine zu zeigen, dann trug sie Jogginganzüge – tiefsitzend und mit geschwungenen Buchstaben auf dem Gesäß. Das Modell von Juicy Couture galt damals als "Couture" für die Straße, als entspannte Streetstyle-Uniform für Frauen wie Paris Hilton oder Britney Spears oder Pamela Anderson, für die es damals zum guten Ton gehörte, die blondierten Haarverlängerungen zu zwei Zöpfen zu binden, einen Starbucks-Becher in der einen und einen Chihuahua in der anderen Hand zu balancieren.

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Paris Hilton 2008 auf dem Flughafen von Melbourne – umringt von Fans.
Foto: epa/ joe castro

Vor einigen Monaten nun hat das französische Label Vetements genau jene signalfarbenen Nicki-Ungetüme wieder ins Gespräch gebracht, die irgendwann wie die Ugg Boots aus der Zeit gefallen schienen. Ein solches Comeback wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen. Denn spätestens 2014 schien der Spaß vorbei, damals schloss das Label alle Shops in den USA.

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Foto: Reuters/ Benoit Tessier

Jetzt aber werden sie von einer Zielgruppe wiederentdeckt, die Paris Hilton nur noch als trashige Fußnote der Nullerjahre kennt.

Nicht nur Vetements kooperierte für seine kommende Frühjahrskollektion mit den beiden kalifornischen Firmengründerinnen, sogar Petra Collins, jene angesagte amerikanische Fotografin, die gern Bilder von schönen jungen Frauen mit Achsel- und Schamhaar macht, hat für das Londoner Independent-Magazin "Wonderland" eine Covergeschichte mit dem Juicy-Couture-Jogger gemacht. Und das Teil clevererweise an Hiltons würdigster Thronfolgerin ausprobiert: Sie hat das pinke Ungetüm einfach Kim Kardashian angezogen. Und die gestand gleich einmal: Vor Kanye hatte sie die Dinger auch im Schrank – in allen Farben.

So viel PR hat natürlich Konsequenzen: Der Nicki-Zweiteiler kann jetzt auch mit ironischer Distanz getragen werden. Und zu musealen Würden hat er es ebenfalls gebracht: In der pinken Version ist der Juicy-Couture-Jogger gerade im Victoria and Albert Museum in der Ausstellung "Undressed: A Brief History of Underwear" zu sehen.

Auch sonst geht es aufwärts: Im Frühjahr kooperierte das Unternehmen mit Model Behati Prinsloo und brachte mit der amerikanischen Kaufhauskette Bloomingdale's eine Mini-Kollektion heraus.

Juicy Couture

Die Herbstkampagne #TrackIsBack sieht sogar einigermaßen erträglich aus. Fragt sich nur, was Paris, Britney, Pamela dazu sagen. (Anne Feldkamp, 29.9.2016)