Pink Ribbon: Awareness und Geschäft. Im Rahmen der Kick-off-Veranstaltung konnten erstmals Produkte erstanden werden, von denen ein Teil direkt der Aktion zugutekommt. Im Jahr 2015 kamen insgesamt 420.000 Euro zusammen.

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Krankheiten wünscht sich niemand. Wer betroffen ist, schweigt lieber, und gerade dadurch entstehen Probleme. Awareness-Aktionen sind das Gegenrezept und Pink Ribbon jene Bewegung, die 1992 ihren Ausgang in den USA nahm, um offen über die Erkrankung zu reden.

Vor 14 Jahren kam Pink Ribbon nach Österreich. Ihr Ziel: Brustkrebs aus der Tabuzone holen und die Anliegen von Patientinnen zum offen diskutierten Thema machen. Die Pink-Ribbon-Auftaktveranstaltung fand dieses Jahr in der Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg statt, ab 1. Oktober startet die Pink-Ribbon-Tour durch Österreich.

Oktober ist traditionellerweise Brustkrebs-Awareness-Monat. Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Rund 5.500 Neuerkrankungen jährlich verzeichnet man in Österreich. 1.500 Patienten sterben – 500 von ihnen könnten gerettet werden, wenn die Erkrankung rechtzeitig erkannt wird, sind Experten wie der Mediziner Christian Singer vom Wiener AKH überzeugt. Der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Paul Sevelda, appellierte nachdrücklich, an dem mit Jahresbeginn 2014 eingeführten kostenlosen neuen Brustkrebs-Früherkennungsprogramm teilzunehmen.

Am Anfang ist das Wort

Doch immer wieder war in der Auftaktveranstaltung von Brustkrebsvorsorge die Rede. "Diese Terminologie ist irreführend, Vorsorge ist das falsche Wort. Es suggeriert, dass es in der Eigenverantwortung der Frauen liegt, eine Erkrankung zu verhindern", mahnt die amerikanische Medizinanthropologin Kathryn E. Bouskill, die viele Jahr in Österreich geforscht hat. "Die meisten Patientinnen suchen eine Ursache oder eine Art Schuldigen für die Erkrankung, das ist in kaum einem anderen Land so", sagt sie und sieht die Ursachen dafür auch in der Macht der Worte. "Früherkennung ist das richtige, weil neutrale Wort für das Screeningprogramm."

Die Brustkrebsspezialisten von Pink Ribbon und sogar die Krebshilfe scheinen sich dieser Verantwortung wenig bewusst, bei der Auftaktveranstaltung in der Hofburg wurden beide Wörter wie Synonyme verwendet. Eine Begründung lieferte Uschi Fellner in ihrem Eröffnungsstatement: "Journalismus ist über weite Strecken ein sehr oberflächlicher Beruf." Brustkrebs leider nicht. Die rosa Schleife sollte die Aufmerksamkeit explizit auf aktuelle medizinische Botschaften lenken. (APA, pok, 28.9.2016)