Risiken geht die Bank Austria am heimischen Immobilienmarkt derzeit "nur mit erfahrenen Investoren ein, von denen wir wissen, wie sie in Krisen reagieren".

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Wien – Bis ins Jahr 2020 gibt es laut Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen in Österreich einen Neubaubedarf von etwa 60.000 Wohnungen jährlich. Dass mehr neue Wohnungen benötigt werden, liegt vor allem an einem hohen Zuwanderungsplus und an dem Nachfrageüberhang, der sich in den letzten Jahren aufgebaut hat und nun abgebaut werden muss. "Mit dem aktuellen Output von 51.100 neuen Wohnungen pro Jahr in den letzten drei Jahren kann dieser Bedarf aber nicht gedeckt werden", sagte Karla Schestauber, Immobilienanalystin der Bank Austria, am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

Eigenheime überbewertet

Um Fehlentwicklungen rechtzeitig zu erkennen, hat die Österreichische Nationalbank den sogenannten Fundamentalpreisindikator entwickelt. Er setzt sich zusammen aus verschiedenen Faktoren, wie der Bevölkerungs- und Wohlstandsentwicklung, der Wohnbauförderungslandschaft oder der Verfügbarkeit von Grund und Boden.

Gemessen an diesem Indikator waren im ersten Quartal 2016 Preise für Eigentumswohnungen und Eigenheime in Österreich um 6,3 Prozent, die Preise für Wohnungen in Wien gar um 23 Prozent überbewertet. "Verantwortlich dafür war der Preisanstieg, der nach einer kurzen Entspannungsphase in der zweiten Jahreshälfte 2015 wieder deutlich an Schwung gewonnen hat und weit über den Zuwächsen der Haushaltseinkommen, Baukosten oder Verbraucherpreise lag", so die Bank Austria. Im vierten Quartal 2015 und im ersten Quartal 2016 seien Eigentumswohnungen in Österreich (ohne Wien) durchschnittlich um 9,3 und in Wien um 5,2 Prozent teurer geworden.

"Risiko nur mit erfahrenen Investoren"

Die Bank Austria selbst hat im vergangenen Jahr ungewöhnlich stark in den Wohnbau investiert, auch die Risikobereitschaft sei höher gewesen, sagt Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate der Bank Austria. "Wenn Phasen dynamisch sind, ist Erfahrung wichtig. Deshalb gehen wir ein Risiko nur mit erfahrenen Investoren ein, von denen wir wissen, wie sie in Krisen reagieren." Er empfiehlt seinen Kunden, das Zinsrisiko abzusichern. "Alles andere wäre ein Problem." Wobei Privatkäufer, die in Jahrzehnten planen, ohnehin mit einer Fixverzinsung besser bedient seien.

Eine Entspannung der Preissituation sieht Madlencnik nicht, dafür werde schlicht zu wenig gebaut. Eine gewisse Entlastung biete aber die zunehmende Umwandlung von leerstehenden Bürogebäuden in Wohnraum. (bere, 29.9.2016)