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Milorad Dodik.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Ich werde meine Sicherheit nicht gefährden und nicht nach Sarajevo kommen", sagte Milorad Dodik, nachdem ihn die bosnische Staatsanwaltschaft wegen der Abhaltung eines illegalen Referendums vorgeladen hatte. Angeblich hat der Präsident des Landesteils Republika Srpska (RS) Angst, attackiert zu werden. Man könnte aber auch sagen, dass er sich einfach der Justiz entziehen wollte.

Jedenfalls demonstriert Dodik wieder einmal, dass er die Institutionen des Gesamtstaats nicht respektiert. "Wir Serben wollten dieses Bosnien von Beginn an nicht", sagte er einmal dem STANDARD. Dodik weiß, dass er die ganz große Mehrheit in der Republika Srpska hinter sich hat, wenn er gegen den gemeinsamen Staat und das Zusammenleben spricht und agiert.

Der Mann, der 1959 in Laktasi in der Nähe der kroatischen Grenze geboren wurde, studierte in Belgrad an der Fakultät für Politikwissenschaft. Nach dem Krieg 1996 war er an der Gründung der neuen Partei SNSD beteiligt, die den Begriff "sozialdemokratisch" in sich trägt, aber 2011 wegen ihres radikalen Nationalismus aus der Sozialistischen Internationale ausgeschlossen wurde.

"Frische Brise"

Dabei galt Dodik zu Beginn als moderat. Die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright nannte ihn eine "frische Brise". Die USA setzten auf den großen, schelmischen Mann. Dodiks Karriere zeigt die Fehler der westlichen Politik auf dem Balkan. Zuerst päppelte man ihn hoch, nun verhöhnt er seine Erfinder.

Der Verbündete der FPÖ spielt den radikalsten aller Nationalisten, obwohl viele, die ihn kennen, sagen, dass er einfach nur zynisch sei und wisse, wie man manipuliert. Er provoziert und droht mit allen möglichen Referenden, die gegen den Friedensvertrag verstoßen, er führt den Hohen Vertreter Valentin Inzko vor, er verharmlost und leugnet die Verbrechen, die von Angehörigen der bosnisch-serbischen Armee von 1992 bis 1995 begangen wurden, und er glorifiziert Kriegsverbrecher.

Indem er sich als Retter und Wächter der RS inszeniert, kann Dodik jegliche Kritik an seiner Politik in eine "Attacke auf die Republika Srpska" umdrehen. Und das Volk versammelt sich wieder hinter ihm, wohl auch bei der Kommunalwahl am Sonntag.

Die Tragik des charismatischen Populisten ist, dass er nicht nur seine Anhänger in defensiv-paranoide Geiselhaft nimmt, sondern auch sich selbst. Dodo, wie ihn viele nennen, erinnert in vielem an Jörg Haider – inklusive der Korruptionsvorwürfe. (Adelheid Wölfl, 1.10.2016)