Marcel Koller: "Wir haben die Idee, wie wir spielen wollen, bis zum Schluss konsequent umgesetzt."

Foto: APA/Hochmuth

Bild nicht mehr verfügbar.

Koller über Alaba: "Ich habe ihm gratuliert, weil er die Position gut gehalten hat."

Foto: Reuters/Bader

Koller über Arnautovic: "Sein Weg ist noch nicht abgeschlossen, da kann noch mehr kommen."

Foto: APA/Jäger

Wien – Für Marko Arnautovic war sein Doppelpack beim 2:2 in der WM-Qualifikation gegen Wales nur ein schwacher Trost. Angesichts des Punkteverlusts gegen den EM-Semifinalisten hielt sich die Freude des Wieners über die Länderspieltreffer 12 und 13 am Donnerstag in Wien in engen Grenzen.

"Das war natürlich unverdient, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben. Wir waren über 90 Minuten klar – großgeschrieben – die bessere Mannschaft", betonte der Stoke-Legionär. "Wir hatten viele Torchancen, das eine oder andere Mal hat uns das Glück gefehlt."

"Das war Wahnsinn, Zirkus"

Die Leistung des Teams sei durchaus ansprechend gewesen, so Arnautovic. "Aber wir müssen drei Punkte holen." Der Gegentreffer zum 1:2 lag ihm noch im Magen. "Durch einen Einwurf das zweite Tor zu bekommen, das war Wahnsinn, Zirkus."

Danach aber habe man den Walisern die Schneid abgekauft. "Sie haben dann gesehen, dass wir eine Mannschaft sind, die nie aufgibt. Bis zum 2:2 haben wir nur auf ein Tor gespielt", sagte Arnautovic. Der 27-Jährige traf zum dritten Mal in seiner Karriere zweimal im ÖFB-Dress – zuvor war ihm das beim 3:0 am 8. Oktober 2010 gegen Aserbaidschan und beim 3:2 am 1. Juni 2012 gegen die Ukraine gelungen.

"Eine überragende Vorlage"

Bei seinem ersten Tor profitierte der 57-fache Internationale von einem optimalen Pass von David Alaba. "Ich habe kurz im Augenwinkel gesehen, dass der Goalie rauskommt, und probiert, den Ball runterzuköpfeln. Das war eine überragende Vorlage von David."

Beim 2:2 nutzte Arnautovic einen Patzer der Waliser. "Wir haben gewusst, dass sie nicht die Besten beim Rausspielen sind. Durch unser Pressing ist dann auch der Fehler zum zweiten Tor entstanden." Am Sonntag in Belgrad steht für Arnautovic nun eine besondere Partie auf dem Programm. "Ich habe fast meine ganze Familie in Serbien, daher wird es natürlich ein emotionales Spiel für mich."

"Erwachsen geworden"

Im Vergleich zum 2:1 vor einem Monat in Georgien ortete Teamchef Marcel Koller eine klare Steigerung und sprach von einer "reifen Leistung": "Ich habe den Spielern nach dem Match mitgeteilt, dass sie erwachsen geworden sind. Sie waren nie hektisch, haben immer ihre Positionen gehalten und zweimal einen Rückstand aufgeholt." Der 55-Jährige ergänzte: "Wir haben die Idee, wie wir spielen wollen, bis zum Schluss konsequent umgesetzt. Das ist eine Erfahrung, die wichtig ist."

Immerhin habe man gegen einen Gegner von hoher Qualität gespielt. "Man hat gesehen, dass die Waliser nicht umsonst im EM-Semifinale waren. Sie waren defensiv kompakt und konnten nach vorne immer Gefahr ausstrahlen." Wales-Star Gareth Bale hatten die Österreicher über weite Strecken gut im Griff – allerdings entwischte Bale vor dem ersten Gegentor und leitete den zweiten Treffer der Gäste mit einem weiten Einwurf ein.

"Bei Standardsituationen dagegenhalten"

Schon im letzten EM-Match gegen Island kassierte die ÖFB-Elf ein Tor nach einem Einwurf, auch gegen Georgien war man bei ruhenden Bällen des Gegners nicht immer sattelfest. "Wir müssen bei Standardsituationen noch fokussierter dagegenhalten, da gibt es noch Spielraum nach oben", erklärte Koller.

Lob gab es auch für Alaba, der das erste Arnautovic-Tor mustergültig vorbereitete, ansonsten aber nicht immer glücklich agierte. "Ich habe ihm gratuliert, weil er die Position gut gehalten hat. Er hat teilweise gegen Bale gespielt und das zusammen mit Baumgartlinger gut gemacht." Arnautovic befinde sich auf dem Weg zum Führungsspieler. "Doch sein Weg ist noch nicht abgeschlossen, da kann noch mehr kommen."

"Wimmer kommt für diese Position weiter infrage"

Auf Alabas Bayern-Position als linker Verteidiger agierte überraschend Kevin Wimmer, der den Vorzug vor Markus Suttner erhalten hatte. Die Idee mit dem Tottenham-Legionär in dieser Rolle habe er wenige Tage nach dem Georgien-Match gehabt, erzählte Koller. "Es war ein gewisses Risiko, weil er zuletzt nicht gespielt hat, aber er kennt den englischen Fußball und hat extrem viel Ruhe in sich. Er hat die Sache recht gut gemacht, hätte vielleicht noch etwas mehr Zug nach vorne entwickeln können."

Für das Spiel am Sonntag gegen Serbien ist Wimmer wieder ein Thema. Koller: "Er hat so gespielt, dass er weiterhin für diese Position infrage kommt." (APA, 7.10.2016)