Eine Reblaus in den Weinbergen?

Foto: Völker

Nein, das ist der neue Fiat 500S in prächtigem italienischen Blau mit keckem Dachspoiler, verchrochtem Auspuffrohr und dunkel satinierten 15-Zoll-Felgen.

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Ein fröhliches und noch nicht ganz aufgeräumtes Innenleben mit Sportlenkrad, feschen Sitzen und ein paar Scherben.

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Logisch: Klein, leicht, nur zwei Zylinder, das ist kein Auto für die Langstrecke. Um diese Erkenntnis mit der eigenen Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes) zu untermauern, fuhren wir mit dem Fiat 500 nach Italien. Um uns das Leben zu erleichtern und die Reise zu beschleunigen, griffen wir nicht auf die Modelle mit 69 PS, 85 PS oder 95 PS zurück, sondern wählten das Modell mit 105 PS, den stärksten derzeit verfügbaren Fiat 500 – abseits der Abarth-Variante mit 145 PS -, den 500S. Der schaut auch sportlich aus. Und tatsächlich liefen in Italien die Leute zusammen, klopften uns anerkennend auf die Schultern und lobten uns für unseren guten Geschmack. Der neue 500S kommt gut an.

Aber es bleibt dabei: kein Auto für lange Strecken. Zu klein, zu laut, letztlich zu unbequem – und auch zu schwach. Es gibt zwar einen Sport-Modus, mit dem der Cinquecento ordentlich anzieht, und das ist insbesondere auch bei Bergaufpassagen notwendig, aber das fördert auch den Spritverbrauch, den man auf Dauer so nicht beibehalten will.

Drollig und aufmunternd

In der Stadt – und im Dorf – ist der Fiat ein drolliges und aufmunterndes Fahrzeug, hübsch anzusehen und lustig zu fahren. Was die Farben und das Innendesign betrifft, gibt es mannigfaltige Auswahl an verschiedenen Varianten, aus der man sich ein fröhliches Auto zusammenstellen kann. Die S-Variante gibt es auch in Italia Blau Metallic und Alpi Grün. Wir hatten das prächtige Blau.

Erst einmal in Italien angelangt, im Friaul, nicht am Stiefel, waren wir mit dem 500S echt happy. Wir führten ihn nach Duino zum Meer und in den Karst hinauf zur Ozmize, wie die Heurigen im Hinterland von Triest genannt werden.

Kurz nach der Abfahrt aus Ruttars gab es aber einen Zwischenfall. Beim Herablassen der Fensterscheibe auf der Fahrerseite knackte es verdächtig, beim Hinauflassen noch einmal, dann zersprang das Fenster in tausend Stücke. Sollte in Italien jetzt nicht das große Problem sein. Wir steuerten den nächsten Fiat-Händler bei Palmanova an und zeigten ihm das Malheur. Der Werkstättenmeister warf in Vorfreude des anstehenden Auftrags begeistert die Arme in die Höhe.

Keine Scheibe

Allerdings war keine Fensterscheibe vorhanden. 20 Tage werde er wohl brauchen. Wir glaubten erst an ein Verständigungsproblem, aber nein: 20 Tage. So fuhren wir zum nächsten Händler in Cervignano, wo es ebenfalls keine Scheibe gab, aber einen engagierten Mitarbeiter. Der klemmte sich ans Telefon, hatte in einer halben Stunde eine Scheibe aufgetrieben, und der Rest war italienische Präzisionsarbeit in der Werkstatt, schnell und kostengünstig – "Prontoauto" heißt der Betrieb, falls wer in dieser Gegend in Verlegenheit kommen sollte. Am Ende war alles perfetto.

Erwähnenswert ist das serienmäßige Entertainmentsystem Uconnect, das über einen hochauflösenden Touchscreen mit sieben Zoll Bildschirmdiagonale gesteuert wird, der wie ein Tablet auf Wischbewegungen reagiert. Bei der Heimreise half schließlich auch das Hifi-System BeatsAudio, das 440 Watt und einen wunderbaren Sound liefert. Da hört man den Zweizylinder dann garantiert nicht mehr. (Michael Völker, 9.10.2016)