"Wenn du ein Star bist, lassen sie (Frauen, Anm.) es zu: Du kannst ihnen an die Vagina greifen. Du kannst einfach alles machen." Es sind diese und weitere sexistische Aussagen, die die Kampagne von Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei, endgültig ins Strudeln gebracht haben. In einem von der "Washington Post" am Freitagabend veröffentlichten Video ist zu hören, wie der damals bereits mit seiner jetzigen Frau Melania verheiratete Trump in drastischen Worten den Versuch beschreibt, eine andere Frau zu verführen.

Doch wie ist die Aufnahme eigentlich entstanden? Das Video wurde bei der Aufzeichnung der Sendung "Access Hollywood", einem Promi-Magazin des Fernsehsenders NBC, im Jahr 2005 gedreht. Trump kam damals nach Los Angeles, um an der Verleihung der Emmy-Awards teilzunehmen. Der Immobilienunternehmer war damals für seine ebenfalls auf NBC ausgestrahlten Sendung "The Apprentice" (Der Lehrling) nominiert. Zur selben Zeit luden die Produzenten der NBC-Seifenoper "Days of Our Lives" ("Zeit der Sehnsucht") Trump ein, einen Gastauftritt in der TV-Show zu absolvieren.

Dort hakte "Access Hollywood" ein und fuhr Trump mit einem eigenen Bus zu dem Studio, in dem die Seifenoper produziert wurde, um den heutigen Präsidentschaftskandidaten auf dem Weg dorthin zu interviewen. So weit, so unverfänglich für Trump. In dem Bus befanden sich auf der Fahrt laut "Access Hollywood" acht weitere Personen: die zweiköpfige Kameracrew, der Busfahrer, zwei Produzenten der Sendung "Access Hollywood", ein Bodyguard, ein Pressemitarbeiter Trumps und der "Access Hollywood"-Moderator.

Die Kamera war weg, das Mikrofon blieb an

Die entscheidenden Aufnahmen entstanden, nachdem die Kameracrew den Bus kurz vor der Einfahrt in den Studiokomplex verlassen hatte, um Trumps Ankunft zu filmen. Die Kamera verschwand aus dem Bus, die Mikrofone blieben allerdings an. Während der letzten Meter im Bus unterhielt sich Trump mit "Access Hollywood"-Moderator Billy Bush unter anderem über die "Access Hollywood"-Moderatorin Nancy O'Dell: "Ich habe mich an sie rangemacht, bin aber gescheitert. Ich habe versucht, sie zu ficken, sie war verheiratet", sagte Trump in die laufenden NBC-Mikrofone.

Die Geschehnisse im Jahr 2005 aus Sicht der NBC-Sendung "Access Hollywood".
AccessHollywood

Es war aber nicht der Sender NBC, der die Aufnahme veröffentlichte. Verantwortlich für den Scoop ist David Fahrenthold, langjähriger Reporter der "Washington Post", der schon zuvor über die fragwürdigen Praktiken der Trump-Stiftung berichtet. Die belastenden Aufnahmen schlummerten unbemerkt in den Archiven von NBC, bis Anfang dieser Woche die Nachrichtenagentur Associated Press eine Geschichte über Trumps Verhalten in seiner Reality-TV-Show "The Apprentice" veröffentlichte. Demnach soll Trump auch in seiner eigenen Sendung in Pausen Frauen gegenüber sexistische Aussagen getätigt haben.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt versuchten Reporter an Archivmaterial von Trumps zahllosen TV-Auftritten zu kommen. Wie die "Washington Post" an die nun veröffentlichten Aufnahmen kam, ist unklar. Fahrenthold wollte seine Quellen bei einem Auftritt im NBC-eigenen Nachrichtensender MSNBC am Freitagabend nicht preisgeben. Klar ist nur, dass die angesehene Zeitung mit ihrem Bericht NBC News, die Nachrichtenabteilung des Senders, offenbar ausstach, die eigenen Angaben zufolge selber an der Geschichte arbeitete.

Entschuldigung

Für NBC News ist der Trump-Skandal besonders heikel, weil Trumps Gesprächspartner im Bus Billy Bush, ehemaliger Moderator von "Access Hollywood", war. Heute ist Bush Mitarbeiter und Co-Moderator der "Today Show", der Morgensendung der NBC-Nachrichtenabteilung. Bush hat sich bereits für das Gespräch entschuldigt, ob er am Montag in der Morgensendung von NBC, die mit Sicherheit über den Skandal berichten wird, dennoch auftreten wird, ist unklar.

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Trumps damaliger Gesprächspartner Billy Bush arbeitet heute für die "Today Show".
Foto: Peter Kramer/NBC via AP

Detail am Rande: Billy Bush ist der Cousin des ehemaligen republikanischen Präsidenten George W. Bush und des parteiinternen Trump-Gegners Jeb Bush. (Stefan Binder, 8.10.2016)