Für Ungarns Premier Viktor Orbán ist es diesmal gut gelaufen. Die Zerschlagung der ihm verhassten Tageszeitung Népszabadság sieht auf den ersten Blick ganz so aus, als lägen ihr betriebswirtschaftliche Erwägungen zugrunde. Doch dem ist nicht so. Wie bei einer feindlichen Übernahme standen die Mitarbeiter vor versperrten Türen, war die Onlineversion der Zeitung aus dem Netz getilgt. So geht nicht vor, wer Verluste reduzieren will, sondern wer ein Medienunternehmen umbringen will.

Der Mann, der sich dafür hergab, ist der österreichische Investmentbanker Heinrich Pecina. Seine Beteiligungsfirma Vienna Capital Partners (VCP) ist über die ungarische Tochter Mediaworks seit zwei Jahren im Besitz der Népszabadság. Er soll in den vergangenen Wochen mehrmals bei Orbán gewesen sein. Den Autokraten gelüstet es auch nach den zwölf Regionalblättern im Portfolio der Mediaworks. VCP wird an den Abverkäufen an Orbán-Günstlinge gewiss gut verdienen. Die Népszabadság hätte sich unter der jetzigen Führung wohl nicht auf Regierungslinie bringen lassen. Deshalb oblag es Pecina, sie einzustellen.

Es ist schlimm genug, dass Orbán redet wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, dass Außenminister Sebastian Kurz Orbán lobt – und vielleicht gerne wie er handeln würde. Aber es geht an das Mark der Demokratie, wenn Repräsentanten des österreichischen "Systems" wie VCP-Chef Pecina Orbán als Totengräber der Pressefreiheit dienen. (Gregor Mayer, 10.10.2016)