Bild nicht mehr verfügbar.

Kersti Kaljulaid bei der Ankunft zur Angelobungszeremonie.

Foto: REUTERS/Ints Kalnins

Tallinn – Mit Kersti Kaljulaid hat Estland erstmals ein weibliches Staatsoberhaupt bekommen. Vielen Esten ist die 46-Jährige, die am Montag angelobt wurde, kaum bekannt. Als parteilose Kompromisskandidatin wurde sie in letzter Minute nominiert, nachdem die Präsidentenwahl wiederholt gescheitert war. Dennoch könnte Kaljulaid sich wegen ihrer Erfahrung auf nationaler und internationaler Ebene als Glücksgriff erweisen.

Die am 30. Dezember 1969 geborene Kaljulaid studiert zunächst in ihrer Heimatstadt Tartu Biologie mit Schwerpunkt Genetik. In den 1990er-Jahren arbeitete sie in der Finanz- und Telekommunikationsbranche. 1999 ernannte sie der Regierungschef Mart Laar zu seiner wirtschaftspolitischen Beraterin. Später vertrat sie die Regierung im Aufsichtsrat der Estnischen Genomstiftung.

2001 beendete Kaljulaid ein Wirtschaftsstudium in Tartu, wo sie dem Hochschulrat angehört. Danach arbeitete sie für einen staatlichen Energiekonzern und war Co-Moderatorin einer wöchentlichen Radiosendung zu innen- und wirtschaftspolitischen Themen. Nach dem EU-Beitritt Estlands 2004 wurde sie estnische Vertreterin am Europäischen Rechnungshof.

2009 wurde sie in Estland zur "Europäerin des Jahres" gewählt, Weggefährten bescheinigen ihr eine schnelle Auffassungsgabe. Vor ihrer Wahl kündigte die sich selbst als modern konservativ beschreibende Kaljulaid an, eine empathische Präsidentin sein zu wollen, die auf Missstände in Estland hinweise. Die Mutter von vier Kindern ist in zweiter Ehe mit einem Ingenieur verheiratet. (APA, 10.10.2016)