Investor Heinrich Pecina sperrte Ungarns größte Oppositionszeitung zu.

Foto: Matthias Cremer

Teils wirkt er wie ein ungarischer Gutsherr, teils wie der "Wall Street"-Hai Gordon Gekko. Jedenfalls ist er eine der schillerndsten Figuren der österreichischen Finanzszene. Seit 25 Jahren spielt Heinrich Pecina darin eine Schlüsselrolle, und auch wenn er stets um seine Privatsphäre bemüht ist, gerät er regelmäßig in die Schlagzeilen – zuletzt mit der Schließung der ungarischen Oppositionszeitung "Népszabadság" durch die von ihm beherrschte Mediaworks. Der medienaffine Pecina hatte 2014 das Blatt mit vielen anderen Titeln erworben und war so zum größten Verleger Ungarns aufgestiegen.

Dazwischen gab es einen Untreueprozess wegen eines fragwürdigen Beraterhonorars der Hypo Alpe Adria über 4,3 Millionen Euro für Pecinas Beratungs- und Investmentgesellschaft Vienna Capital Partners (VCP), in dem sich Pecina im Sommer schuldig bekannt hat. Auch von den Hypo-Vorzugsaktien für befreundete Investoren hat er einst profitiert. Beim Engagement von Ex-Innenminister Ernst Strasser für seine VCP hatte Pecina eine weniger glückliche Hand. 2012 schlitterte eine Gasfirma, an der er die Mehrheit hielt, in eine 160-Millionen-Euro-Pleite. Die meisten seiner Deals in Osteuropa, am Balkan und in Russland aber waren hochprofitabel, so wie etwa der Kauf und Weiterverkauf des ungarischen Petrochemiekonzerns Borsod Chem vor zehn Jahren. Sie ermöglichen dem 66-Jährigen einen aufwendigen, fast schon fürstlichen Lebensstil.

Der verheiratete Vater zweier Kinder lebt in einem Schloss im niederösterreichischen Maria Ellend mit mehreren hundert Hektar Grund und eigenen Reitställen. Er liebt die Jagd, die Oper und schnelle Autos und kleidet sich stets in edelstes Tuch. Sein Großvater war einst Gutsverwalter von Thronfolger Franz Ferdinand; Pecinas extravagantes Auftreten, so heißt es, komme in den früheren Kronländern gut an.

Der WU-Absolvent begann seine Laufbahn in der Girozentrale und baute ab 1990 das erfolgreiche Osteuropageschäft der Creditanstalt Investmentbank auf. Als die Bank Austria die CA 1997 übernahm, passten seine genagelten Schuhe nicht mehr in die neue Bankkultur. Gerhard Randa ließ Pecina gehen, dieser machte dann mit seiner VCP ein großes Geschäft nach dem anderen. Ob er dabei eigenes Geld einsetzt oder als Strohmann für ausländische Investoren agiert, ist unklar. Im Sommer zog er sich in den VCP-Aufsichtsrat zurück; Schlagzeilen bleiben ihm dennoch nicht erspart. (Eric Frey, 11.10.2016)