Katharina Brandl und Therese Kaiser (v. li.) veranstalten das Business-Riot-Festival für mehr Chancengerechtigkeit zwischen Geschlechtern. Neben Podiumsgesprächen können Besucherinnen auch Workshops besuchen, in denen es um konkrete Tipps geht. Was muss in einen Lebenslauf, was macht ein gutes Bewerbungsgespräch aus, wie verhandelt man das Gehalt, und wie lässt sich eigentlich der richtige Job finden?

Foto: Business Riot

Vergangenen Dienstag war es wieder so weit: Ab dem 11. Oktober arbeiten Frauen in Relation zu männlichen Kollegen gratis. Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn die Vollzeiteinkommen von ganzjährig angestellten Frauen und Männern verglichen werden – bekannt ist dieser Tag unter dem Namen "Equal Pay Day". Tage wie dieser waren für Therese Kaiser und Katharina Brandl der Grund, weshalb sie das Business-Riot-Festival starteten. Dieses Jahr findet es zum zweiten Mal statt.

Mehr als Minimaßnahmen

"Es muss mehr passieren, damit wir einer Chancengerechtigkeit in der Arbeitswelt näher kommen", sagt Kaiser. Mit Minimaßnahmen wolle sie sich nicht zufriedengeben. "Das Absurde ist, dass immer so getan wird, als ob wir Frauen eine Minderheit wären – dabei ist das überhaupt nicht so."

Kaiser und Brandl vermissten eine Lobby für Frauen, die auf die Ungleichbehandlungen auf vielen Ebenen aufmerksam macht. Gemeinsam gründeten sie den Verein Sorority, der das ganze Jahr über Veranstaltungen und Kampagnen organisiert. Das Festival soll durch die komprimierte Form noch stärkeren Austausch und Aufmerksamkeit ermöglichen.

Viele Tipps an Frauen

Entstanden ist ein buntes und dichtes Programm: Neben Podiumsgesprächen – zum Beispiel zur Digitalisierung oder zum Frauenmangel in der Politik – können Besucherinnen auch Workshops besuchen, in denen es um konkrete Tipps geht. Was muss in einen Lebenslauf, was macht ein gutes Bewerbungsgespräch aus, wie verhandelt man das Gehalt, und wie lässt sich eigentlich der richtige Job finden? Frauen aus unterschiedlichsten Branchen beantworten die Fragen und erzählen von eigenen Erfahrungen. "Für uns war es wichtig, diese proaktiven Elemente zu haben, bei denen die Frauen etwas mitnehmen und zufrieden nach Hause gehen."

Nicht nur Routiniers sind vertreten: Bei der am Freitagabend stattfindenden "Pitch Night" werden Gründerinnen vor den Vorhang geholt: Sechs vielversprechende Start-ups präsentieren dann ihre Geschäftsideen vor einer Jury. Dass diese nur aus Frauen besteht, muss man beim Business-Riot-Festival nicht extra dazusagen.

"Weil es so nicht weitergehen kann"

Dass es bei vielen anderen Veranstaltungen noch immer reine Männerrunden gibt, ist für Kaiser unverständlich. "Man finde keine Frauen, heißt es oft. Das ist einfach nicht so", entgegnet sie. Das Team hat Expertinnen und Moderatorinnen für etwa 50 Programmpunkte gefunden. "Viele sind selbst auf uns zugekommen und haben gesagt, dass sie etwas beitragen wollen." Das sei auch das Schöne am Lobbyieren mit Sorority und dem Festival – es würden sich neue Netzwerke zwischen Frauen auftun und viele Möglichkeiten entstehen. "In Österreich dauert vieles einfach viel zu lange oder passiert gar nicht", sagt Kaiser und nennt als Beispiel das "ewig herumgereichte Frauenministerium" oder die 20 Jahre alten Forderungen des Frauenvolksbegehrens, die noch nicht umgesetzt wurden. Sorority und das Festival gibt es, "weil es so nicht weitergehen kann".
(16.10.2016)