In einem Jahr soll das Studentenheim an der Dresdner Straße in Wien schon bezogen sein.

Foto: Stonehill Holdings

Das Studentenheim von heute nennt sich Studentenresidenz und hat mit der Weise, wie Studenten früher gewohnt haben, nur noch wenig gemeinsam: Statt Doppelzimmern, gemeinsamen Bädern und Stockwerksküchen besitzt jeder Bewohner heute sein eigenes vollmöbliertes Studio-Apartment. Fitness-, Lern- und Partyräume stehen genauso zur Verfügung wie ein Concierge, der sich um die kleineren und größeren Probleme kümmert – und im Fall des Falles auch einmal Theaterkarten kauft oder kleinere Einkäufe erledigt.

An einem 633-Zimmer-Projekt dieser Art wird seit Anfang des Jahres an der Dresdner Straße im 20. Bezirk gebaut. Auf 26.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche soll hier bis zum Wintersemester 2017 "Österreichs erste aktiv gemanagte und privat betriebene Studentenresidenz mit Rundumservice" entstehen. Das bedeutet: Ein In-House-Team organisiert Ausflüge und Veranstaltungen, um den Bewohnern Anschluss und Gemeinschaftsgefühl zu bieten. Wie in einem Hotel sollen die Räume online besichtigt und angemietet werden können. Der britische Immobilienentwickler Stonehill Holdings entwickelt das Studentenheim gemeinsam mit Pegasus Capital Partners.

Wachsende Konkurrenz

Am Markt gibt es bereits ähnliche Produkte, an deren Preisen man sich auch in der Dresdner Straße orientieren will: Das Milestone in der Nähe der Wirtschaftsuniversität zum Beispiel. Derzeit wird an einem zweiten Standort in der Krieau mit 350 Zimmern gebaut. Nicht weit davon ist auch das Projekt "Linked Living" von Corestate Capital mit 589 Apartments für Studierende und "Young Professionals" angesiedelt. Und an der Nordbahnstraße, unweit des Pratersterns, könnte bis Ende 2017 bzw. Anfang 2018 überhaupt das "größte Studentenheim Österreichs" mit 700 Mikroapartments entstehen.

Die stetig wachsende Konkurrenz macht dem Projektentwickler Matthew Cartisser jedoch keine Sorgen: "Es gibt viel mehr Publicity als Bautätigkeit bei manchen neuen Projekten", sagt er. Außerdem sieht er weiterhin großes Potenzial in Wien: 200.000 Studierende zählt er hier, wiederholt wurde die Stadt für ihre Lebensqualität ausgezeichnet. Und Studieren sei hier quasi umsonst, die Wohnkosten seien niedrig. All das würde ausländische Studierende anziehen – immer öfter auch aus China.

Assetklasse Studentenheim

"Uns ist klar, dass der Wiener Markt nicht der Londoner Markt ist", sagt Cartisser. Einer der großen Unterschiede: In Großbritannien ist es üblich, sein eigenes Badezimmer zu haben, aber sich die Küche zu teilen. In Österreich wiederum kommt das nicht an, wie die Arbeit mit Fokusgruppen im Auftrag des Entwicklers zutage brachte. Die Apartments seien in Österreich allgemein "viel größer". Und auch was Innen- und Außenarchitektur angeht, werde das Studentenheim an der Dresdner Straße wohl vergleichbare Unterkünfte in Großbritannien in den Schatten stellen, glaubt Cartisser.

Investoren setzen jedenfalls immer öfter auf die relativ junge Assetklasse Studentenheim. Nachdem die Märkte in Großbritannien und den USA schon als gesättigt gelten, wenden sie sich nun dem europäischen Festland zu. In Polen und Ungarn plant Stonehill ähnliche Projekte wie in Wien. Damit sich ein solches Projekt für Investoren rentiert, muss es eine gewisse Anzahl an Zimmern geben, erklärt Mirjana Messerer, Business-Developer bei Stonehill Holdings, die Projektgröße.

Ob sich der durchschnittliche Student eine Miete dort leisten kann? "Wir stellen den Studenten alles zur Verfügung, was sie in ihrem Alltag brauchen könnten", sagt Cartisser. "In einer Wohnung hat man weder die Gemeinschaft, die man hier hat, noch das Sicherheitsgefühl", ergänzt Messerer.

Neues Sicherheitssystem

Denn Sicherheit spiele für Studierende – und ihre Eltern – eine immer wichtigere Rolle. Daher soll beim Projekt an der Dresdner Straße ein neues Sicherheitssystem zum Einsatz kommen. Wer hier wohnt, wird statt Schlüssel eine App auf dem Handy haben, die man nicht nur zum Betreten der Wohnung benötigt, sondern auch zum Betreten des Gebäudes und des Aufzugs. "Privatsphäre gibt es auch", betont Messerer. "Aber es gibt gewisse Stadien, die man durchschreiten muss."

Derzeit befinde man sich in Gesprächen mit einem Endinvestor, der auch der Betreiber des Studentenheims werden wird. Details will Messerer nicht verraten. Auch Projekte in den Bundesländern seien geplant. (Franziska Zoidl, 16.10.2016)