Die obersteirische Stadt Kapfenberg ist ein guter Ausgangspunkt für Radfahrer, die mit Öffis anreisen und das eigene Gefährt mitbringen wollen. Neben S-Bahnen halten dort nämlich auch schnellere Railjet- und Eurocity-Züge.

Vom Bahnhof folgt man dann der Mariazellerbundesstraße auf dem parallel führenden Radwegstreifen, bis nach drei Kilometern der eigentliche Radweg R 13 (Seebergradweg) beginnt. Ab Straßenkilometer 124,4 führt der Radweg auf der Trasse der früheren Landesbahn Kapfenberg, der Thörlerbahn, bis nach Au-Seewiesen. Die im Jahre 1893 errichtete, knapp 23 Kilometer lange, Schmalspurbahn diente vorzugsweise dem Güterverkehr (Holz-, Eisen- und Erzprodukte), der Personenverkehr wurde im Jahr 1959 eingestellt.

Knapp 23 Kilometer lang ist die ehemalige Trasse der Thörlerbahn, auf der man nun bequem radelt.
Foto: wikicommons / Wolfgang Glock

Nach dem Niedergang der örtlichen Eisenindustrie im Jahre 1995 wurde der Betrieb eingestellt, ab 2003 wurde der gesamte Oberbau abgetragen und der heutige Radweg errichtet. Der Weg ist erste Güte, führt größtenteils nahe der Landesstraße durch das enge Tal, überquert noch bestehende Eisenbahnbrücken und den Thörlbach und durchquert den einzigen Tunnel der alten Bahnstrecke, bis nach 11,8 Kilometern die Gemeinde Thörl (675 m) erreicht wird.

Altes Schloss und Burgruine

Sehenswert ist in Thörl der Gebäudekomplex des alten Schlosses (an der Bundesstrasse am Ortseingang, vom Radweg aber nicht sichtbar) und die Burgruine Schachenstein, die auf einem Felsvorsprung über der Gemeinde thront. Durch den Ort führt neben der Straße auch ein Radwegstreifen, nach 700 Metern ist linker Hand der liebevoll renovierte ehemalige Bahnhof Thörl (12,5 km) sichtbar.

Die Burgruine Schachen thront über Thörl.
Foto: wikicommons / Veleius

Hier verlassen wir die Bundesstraße wieder und biegen rechter Hand auf dem Radweg R13 (Seebach – Mariazell) in das kaum besiedelte Stübmingbachtal ein. Die folgenden sechs Kilometer sind ein optischer und akustischer Genuss: kein Verkehr, das Plätschern des Baches und eine wunderschöne Landschaft werden geboten. Nach gesamt 18,5 Kilometern ist die L 124 erreicht, wobei nun wieder die Trasse der ehemaligen Schmalspurbahn befahren wird. Nahe Aflenz ist linker Hand die 1980 von Architekt Gustav Peichl konzipierte Erdfunkstelle für Telefon-, Internet- und TV-Verbindungen nach Übersee sichtbar.

Abkürzung über den Pogusch

Beim ehemaligen Bahnhof Seebach (19,9 km) verlassen wir den Radweg R 13 und fahren auf der Landesstraße nach Turnau (22,4 km, 780 m). Hier könnte die Radtour über den 1075 Meter hohen Pogusch (Steirereck) nach St. Marein verkürzt werden (13 km). Wir aber folgen der Straße nach Osten.

Auch durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel führt der Seebergradweg.
Foto: Andreas Brudnjak

Kurz nach Turnau steigt die Landestraße langsam aber stetig an, ab Straßenkilometer 15 (gesamt 27,9 km) beginnt der eigentliche 2,5 Kilometer lange Anstieg auf den 1070 Meter hohen Pretalsattel. Ist der Sattel erreicht, folgt die 5,5 Kilometer lange Abfahrt in das Veitschertal. 23 Prozent Gefälle, Schlaglöcher und schlechter Straßenbelag auf der Durchfahrt durch Groß-Veitsch sind nicht zu unterschätzen! Aus dem Veitschertal bietet sich dann ein herrlicher Blick auf die Veitschalm.

Für die Weiterfahrt ins Mürztal sollte wegen des starken LKW-Verkehrs der Radweg R48 genützt werden. Nach drei Kilometern wird Dorf-Veitsch erreicht und linker Hand das 40 Meter hohe Pilgerkreuz sichtbar. Der rund 20-minütige Aufstieg von der Kirche lohnt sich wegen der Aussicht.

Bis zum Bahnhof Mitterdorf-Veitsch (43 km) kann der Radweg genützt werden; alternativ weiter auf dem R5 nach Mürzzuschlag (17 km), Kindberg (7 km) oder zurück nach Kapfenberg (21 km). (Andreas Brudnjak, 14.10.2016)