Die Polizei am Tatort.

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Auf seiner Facebook-Seite bewarb P. Verschwörungvideos wie "Deutschland steuert auf den 3. Weltkrieg zu".

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München – Ein sogenannter "Reichsbürger" hat bei einer Razzia am Mittwoch in Mittelfranken in Bayern auf Polizisten geschossen und vier deutsche Beamte verletzt, einen von ihnen lebensgefährlich. Der 32 Jahre alte Beamte eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) sei operiert worden, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Roth.

Am Abend vermeldete das Polizeipräsidium Mittelfranken, dass der 32-Jährige an seinen Verletzungen gestorben sei. Wenig später korrigierte sich das Präsidium und entschuldigte sich für die Falschmeldung. Der Beamte schwebe weiter in akuter Lebensgefahr.

Der 49 Jahre alte Schütze hatte in der Früh, als die Beamten in sein Haus in Georgensgmünd eindrangen, das Feuer auf diese eröffnet. Bei dem Mann handelt es sich um einen Jäger, der 31 Lang- und Kurzwaffen zunächst legal besaß. Von den Behörden wurde er aber nicht mehr als zuverlässig eingestuft. Deshalb sollten ihm seine Waffen entzogen werden. Zuvor hatten die Behörden seinen Jagdschein und seine Waffenbesitzkarte als ungültig erklärt.

Ein 31 Jahre alter SEK-Beamter erlitt bei der Schießerei einen Durchschuss am Oberarm, zwei weitere Polizisten (beide 37) wurden durch Glassplitter verletzt. Der Täter wurde festgenommen. Die Behörden hatten am Mittwochmittag mitgeteilt, gegen den Schützen werde wegen versuchten Mordes ermittelt. Am Donnerstag soll er einem Ermittlungsrichter zur Klärung der Haftfrage vorgeführt werden.

"Ich bin entsetzt über den Fall", sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Es sei eine "bisher so in Bayern nicht gekannte Eskalation". Bayern will nun allen Anhängern der Gruppierung den Waffenbesitz untersagen. "Wer die deutsche Rechtsordnung ablehnt, der bietet keine Gewähr, ordnungsgemäß mit Waffen umzugehen", erklärte Herrmann.

Immer wieder Angriffe auf Polizei

Bereits Ende August hatte der "Reichsbürger" und ehemalige Mister Germany Adrian Ursache bei einer Zwangsräumung in Sachsen-Anhalt um sich geschossen und zwei Polizisten verletzt. In Rostock wollte sich im April ein "Reichsbürger" einer Verkehrskontrolle entziehen und fuhr einen Polizisten um.

Die "Reichsbürger" erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht an und gehen davon aus, dass das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937 noch existiert. Etliche Mitglieder sind nach Einschätzung von deutschen Verfassungsschützern auch in der rechtsextremen Szene aktiv. Zahlen nennt das Bundesamt für Verfassungsschutz nicht. (red, APA, AFP, 19.10.2016)