Horst Nussbaumer, Präsident des österreichischen Ruderverbands (ÖRV), hofft, dass in Tokio gerudert werden kann.

Tokio/Wien – Kaum hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) das russische Dopingdilemma und Rio 2016 ausgestanden, sorgen die Sommerspiele 2020 für Aufregung. In Tokio hatte die neue Gouverneurin Yuriko Koike eine Überprüfung der Olympiakosten angeordnet, herausgekommen ist die Empfehlung, etliche Events auszulagern.

Das würde in erster Linie die Ruderer und (Flachwasser-)Kanuten betreffen. Ihnen wollten die Organisatoren zunächst in der Bucht von Tokio ein neues, tolles Sportzentrum namens "Sea Forest Waterway" errichten. Es war in der Tokio-Bewerbung, die Spiele der kurzen Wege propagierte, mit insgesamt 83 Millionen Euro budgetiert und sollte nach den Spielen dem Breitensport dienen. Das Zentrum war von Anfang an nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen seiner Lage – die Bucht ist besonders windanfällig – in der Kritik gestanden. Für Gouverneurin Koike wäre allerdings die mögliche Ersparnis das schlagende Argument, weshalb sie Gifu als Alternative präsentierte. Dort, knapp 400 Kilometer südwestlich von Tokio, hat die Ruder-WM 2005 stattgefunden.

Das IOC und der Ruder-Weltverband (Fisa) wehrten sich vehement gegen die geplante Auslagerung. Auch sie argumentierten mit den Kosten, die entstehen würden. Schließlich müsste man auch die Strecke in Gifu adaptieren, zudem ein eigenes Olympiadorf errichten. Ruderer und Kanuten wären, olympisch gesehen, jedenfalls isoliert.

Druck

Der französische Präsident der Fisa, Jean-Christophe Rolland, weilte vor einer Woche in Tokio, der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach hat sich am Dienstag mit Koike getroffen. Über Ergebnisse der Gespräche wurde zunächst nichts bekannt. Im IOC soll es nun aber Überlegungen geben, Rudern und Kanu gar nach Südkorea auszulagern, konkret nach Chungju, wo bei den Asienspielen 2014 gerudert wurde.

Möglich, dass das IOC damit bloß Druck auf die Organisatoren ausüben will. Für Japan wäre es eine Niederlage, würde es die Ausrichtung der Spiele nicht allein bewältigen. Möglich aber auch, dass sich der große koreanische IOC-Sponsor Samsung über Bewerbe daheim sehr freuen und entsprechend investieren würde.

Horst Nussbaumer, Präsident des österreichischen Ruderverbands (ÖRV), versteht so oder so die Welt nicht mehr. "Ich kann nur hoffen, dass diese Gerüchte nicht stimmen", sagt Nussbaumer dem Standard. Eine Verlegung der Bewerbe wäre für ihn "nicht akzeptabel". Nussbaumer glaubt, dass sich in Tokio selbst eine alternative Strecke finden würde. Schließlich wurde auch bei den Spielen 1964 gerudert, damals fanden die Bewerbe im Toda-Zentrum auf dem Arakawa-Fluss in Tokios Nachbar-Präfektur Saitama statt. Nussbaumer: "Diese Strecke gibt es ja."

Der international gut vernetzte ÖRV-Präsident reist am Wochenende nach Monaco, wo er mit Fisa-Präsident Rolland zusammentrifft. Letztlich wird es darum gehen, auch die großen Rudernationen Deutschland, Großbritannien und USA ins Boot zu holen. Auf einem See im Zentrum von Tokio könnte laut Nussbaumer ebenfalls olympisch gerudert werden. Dort fände man allerdings nicht wie üblich 2000 Meter, sondern nur 1850 Meter vor. "Es wäre ungewöhnlich, aber für alle gleich", sagt Nussbaumer, "und sicher das kleinere Übel." (Fritz Neumann, 19.10.2016)