Die Fahrt von Johnny Allen im September 1955, mit der neuen Maschine von Triumph, am Salzsee in Bonneville, war so erfolgreich, dass die T120 von damals an "Bonneville" hieß. Die wahren Fans nennen die Maschine heute Bonnie. Denn ja, es gibt sie immer noch, zwar mit modernster Technik ausgestattet, aber noch ganz im Stil der Ur-Bonnie.

Heute ist eine Triumph im Retro-Look ein begehrtes Eisen bei Motorradfahrern, die Wert auf Stil legen, denen Chrom lieber als Carbon ist und die lieber einmal den Blick über die Landschaft schweifen lassen, statt ihn nur von Bremspunk zu Apex zu richten.

Ganz im Stil der erfolgreichen Rennmaschinen der 1960er-Jahre baut Triumph als Modern Classics die Bonneville immer noch – aber mit moderner Technik.
Foto: Triumph

Als Johnny Allen 1955 auf die Maschine mit dem neuen T120-Motor stieg, war das noch ganz anders. Triumph hatte den Motor T110 von 500 auf 650 Kubikzentimeter vergrößert, für mehr Leistung überarbeitet und nannte den neuen Motor T120. Die Engländer versuchten 50 PS aus dem Aggregat zu kitzeln, denn das Ziel war, eine Maschine zu konstruieren, mit der man 120 Meilen pro Stunde fahren konnte – umgerechnet sind das nicht ganz 200 km/h.

Johnny Allen schaffte mit seiner stromlinienförmig verkleideten Maschine in Bonneville 214,5 Meilen pro Stunde, 345,2 km/h – ein neuer Motorrad-Weltrekord.

Marktstart 1959

Als die Bonneville 1959 auf den Markt kam, war sie mit dem 46 PS starken Zweizylinder-Viertakter die Sportmaschine schlechthin. 1973 folgte dieser die Bonneville T140 mit 750 Kubikzentimetern und 53 PS, die bis 1980 vom Band lief. Nach wirtschaftlich harten Zeiten musste Triumph 1983 das Werk schließen. Doch die Legende lebte weiter.

Der Bauunternehmer John Bloor übernahm das Unternehmen und beauftragte einen Motorradhändler aus Lagerbeständen weiter Bonnies zu bauen, während er selbst ein neues Werk in Hinkley aufstellte.

Im Jahr 2000 lief dort die Produktion einer Bonneville T100 an – ein Motorrad mit klassischem Design, aber mit moderner Technik ausgestattet. Heute ist genau diese Idee zum großen Trend geworden. Sogar Yamaha und BMW bauen heute Café-Racer, Motorräder im Stil der Rennmaschinen, mit welchen Rocker in den 1960er-Jahren in England vom Kaffeehaus weg Straßenrennen fuhren.

Die Konkurrenz

Am ehrlichsten ist man als Fan dieser Motorradmode aber mit einer Bonneville unterwegs, auch wenn Kawasaki mit der W650 – ein Retromotorrad mit Königswelle, schon 1999 auf den Markt brachte.

Die aktuellen Bonnies haben als T100 einen 900 Kubikzentimter großen Motor, als T120 einen 1200 Kubikzentimeter großen Zweizylinder. Die T100 hat heuer ein neues Fahrwerk bekommen, einen überarbeiteten Motor und ist jetzt sogar für die Einsteiger-Führerscheinklasse A2 umrüstbar. Beide Bonnies gibt es jetzt auch als "Black" mit weniger Chrom und Plingpling, dafür in mattem oder glänzendem Schwarz. Denn auch Legenden gehen mit der Mode. (Guido Gluschitsch, 1.11.2016)