Die US-amerikanische Phantastik-Autorin Sheri S. Tepper, Schöpferin der "Monströsen Welten", ist tot. Wie das Branchenmagazin "Locus" berichtet, starb Tepper am 22. Oktober im Alter von 87 Jahren.

Werdegang

Geboren am 16. Juli 1929 in Colorado als Shirley Stewart Douglas, sollte Tepper erst spät zur Schriftstellerin werden. Jung verheiratet und jung geschieden, zog sie zwei Kinder groß und ging den unterschiedlichsten Jobs nach, um den Familienunterhalt zu bestreiten. In den frühen 60er Jahren veröffentlichte sie einige Gedichte und Kindergeschichten, danach legte sie das Schreiben jedoch für lange Zeit wieder auf Eis. Sie betrieb eine Ferienranch in New Mexico und sollte sich erst Mitte der 80er wieder an die Schreibmaschine setzen.

Dann aber startete sie durch. Teppers Werk reicht von Science Fiction über Fantasy und Mystery bis zu Horror. Sie verwendete – je nach Genre – eine Reihe von Pseudonymen, etwa "B. J. Oliphant" oder "A. J. Orde". Das größte Ansehen erlangte sie aber, mittlerweile zum zweiten Mal verheiratet, unter ihrem Klarnamen Sheri S. Tepper, den sie für SF- und Fantasyromane verwendete.

Bekannteste Werke

Ihr vermutlich populärster Roman ist "Grass" ("Gras") aus dem Jahr 1989. Die Geschichte ist vor dem Hintergrund einer religiös-autoritär regierten und übervölkerten Erde angesiedelt, der zudem eine Pandemie droht. Eine Expedition zum Planeten Gras könnte ein Heilmittel finden. Doch zuerst müssen sich die Botschafter der Erde in die aristokratische Gesellschaft der dortigen Menschen einfinden – die ihrerseits ein ungemütliches Arrangement mit der bedrohlich intelligent wirkenden einheimischen Fauna eingegangen sind. Der für den Hugo Award nominierte Roman lebt von einer dichten Atmosphäre aus Fremdartigkeit und Suspense.

"Grass" war zugleich der Auftakt einer Trilogie, die auf Deutsch unter dem Titel "Monströse Welten" veröffentlicht wurde (mit "Hobbs Land" und "Toleranz"). Ebenfalls auf Deutsch erschienen sind "After Long Silence" ("Nach langem Schweigen"), "Beauty" ("Die Schöne") und die Trilogie "True Game" ("Das wahre Spiel"), die sich über weite Strecken der Handlung als Fantasy ausgibt, um sich schließlich doch noch als Science Fiction zu entpuppen. Der größte Teil von Teppers Schaffen wurde aber leider nie ins Deutsche übersetzt.

"Predigerin, die schreibt"

Ökologie und Feminismus spielten stets eine wichtige Rolle in Teppers Romanen. Im 2008 erschienenen "The Margarets" etwa sieht sich die Menschheit mit einer galaktischen Gesellschaft konfrontiert, die Begriffe wie "primitiv" oder "entwickelt" daran bemisst, wie nachhaltig eine intelligente Spezies mit ihrer Umwelt umgeht. Das Label "Ökofeministin" nahm Tepper locker und bezeichnete sich selbst als "Predigerin, die schreibt". Ihre Botschaft waren jedoch Wissenschaft und Vernunft – dogmatische Religionen stellten für sie die Verkörperung des Bösen dar.

Tepper war bis ins gehobene Alter aktiv, ihr letzter Roman erschien 2014. Im Lauf ihrer Karriere wurde sie mehrfach für große Genrepreise nominiert, auch wenn sie außer einem "Locus Award" des gleichnamigen Magazins für "Die Schöne" keinen gewinnen konnte. Knapp ein Jahr vor ihrem Tod, im November 2015, sollte die große Autorin aber noch mit einem World Fantasy Award für ihr Lebenswerk geehrt werden. (jdo, 25. 10. 2016)