Schröcksnadel "wollte im Sommer dazulernen".

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – "Wir sind mitten im Herbst, da ist der vergangene Sommer natürlich eher präsent als der vergangene Winter." Deshalb, sagt ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, sei der Termin der Kür des Sportlers, der Sportlerin und der Mannschaft des Jahres "für Wintersportler schlecht". Am Donnerstag (20.15 Uhr, ORF 1) werden bei der "Lotterien-Gala Nacht des Sports" im Austria Center Vienna die Sieger bekanntgegeben, gewählt wurden sie in einer am 14. Oktober beendeten Abstimmung unter den Mitgliedern der Sportjournalistenvereinigung Sports Media Austria.

Es wäre keine Überraschung, würde Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher zum dritten Mal nach 2012 und 2015 gewinnen, bei den Frauen könnte die Riesenslalomweltcupsiegerin Eva-Maria Brem für den siebenten Sieg einer Skirennläuferin en suite sorgen. Die segelnden Olympiadritten Thomas Zajac und Tanja Frank wären keine unlogische Mannschaft des Jahres. Schröcksnadel würde das ganz witzig finden, "weil ich mich um all diese Sportler gekümmert habe". Andererseits: um wen hat er, der bis vor kurzem das Projekt Rio verantwortete, sich nicht gekümmert? Gegen Hirscher und Brem hätte er natürlich nichts, obwohl 2016 kein alpines Großereignis stattfand. "Die Sommersportler hatten ihre Chance. Aber da hat sich ja niemand so richtig aufgedrängt."

"Schritt nach vorne"

Insgesamt, will der Ex-Koordinator des olympischen Förderprojekts noch einmal festhalten, sei Rio 2016 ein Erfolg gewesen. "Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht. Es sind einige da, die in Tokio 2020 um Medaillen mitreden können." Man könne in wenigen Jahren keine Olympiasieger produzieren. "Und dass ich als Feigenblatt gedient habe", sagt Schröcksnadel, "war mir von Anfang an klar."

Dass der Termin der Galanacht vor allem den Wünschen der Skisportler geschuldet ist, dessen ist sich auch Schröcksnadel bewusst. "Es geht halt nicht anders. Im Dezember sind wir zu viel unterwegs." Die Anwesenheit der gekürten Sportlerinnen und Sportler sei auch für die Sponsoren der Veranstaltung wichtig. In dem Zusammenhang mag ein wenig verwundern, dass Dominic Thiem, wohl Hirschers erster Herausforderer, just am Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle Tennis zu spielen hat.

Peter Schröcksnadel (75) hatte "im Sommer dazulernen wollen". Gelernt hat er, dass es zwar etliche Fachverbände gibt, in denen gute Arbeit geleistet werde. Aber auch andere. "In vielen Verbänden kommt zu wenig Geld bei den Sportlern an", ist Schröcksnadel überzeugt. Und er hat einen Tipp für Sportminister Hans Peter Doskozil, eigentlich ist es ein Anliegen. "Man müsste sich ganz genau anschauen, wie hoch der Verwaltungsaufwand der einzelnen Verbände ist. Die Bürokratie kostet oft viel zu viel." (Fritz Neumann, 27.10.2016)