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Langzeitregent Milo Ðukanović im Vordergrund, neuer Premier Duško Marković im Hintergrund.

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Er ist der Typ von Politiker, der gleich mit allen per Du ist und versichert: "Komm, das machen wir schon." In letzter Zeit hat Duško Marković auch gute Kontakte zu oppositionellen Medien und zu NGOs aufgebaut. Seine joviale Art sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass man ihn sogar in der eigenen Partei vorwiegend fürchtet.

Und das mit gutem Grund: Marković leitete jahrelang den montenegrinischen Geheimdienst, er weiß über die wichtigsten Akteure sehr viel, sein Einfluss in den Sicherheitsstrukturen und in der Justiz kann gar nicht unterschätzt werden. Der 58-Jährige ist nicht populär, aber respektiert. Jeder weiß, wie mächtig er ist.

Deshalb wird die Tatsache, dass Langzeitregent Milo Ðukanović den Posten des Regierungschefs nun Marković überlässt, auch als Zäsur gesehen. Ðukanović hatte bei seinen früheren "Rückzügen" immer nur Marionetten eingesetzt. Von Marković weiß man hingegen, dass er Meister Ðukanović durchaus widersprechen kann. Der Jurist zeigte etwa Widerstand, wenn in Montenegro Posten an Personen vergeben wurden, die der Regierung in Moskau nahestehen.

"Kandidat der Amerikaner"

Deshalb gilt Marković auch als "Kandidat der Amerikaner". Es ist wohl keineswegs ein Zufall, dass er gerade jetzt zum Premier wird, wo der Nato-Beitritt bevorsteht. Sein größter Gegenspieler ist Milan Roćen, der den prorussischen Flügel in der Regierungspartei DPS anführt. Der Machtkampf zwischen den beiden hat – Gerüchten zufolge – auch mit "Geschäftsinteressen" zu tun. Allerdings konnte Marković niemals etwas Illegales nachgewiesen werden.

Entscheidend wird sein, ob Ðukanović auch den Parteivorsitz an ihn übergeben wird und sich ganz zurückzieht. Zurzeit ist Marković noch immer die Nummer zwei im Lande und er zeigt auch offensiv seine Loyalität gegenüber dem Boss. Deshalb ist jetzt auch keine neue Politikausrichtung zu erwarten. Marković steht für Kontinuität, nicht für Aufbruch. Der Mann, der bereits das Innen- und Justizressort innehatte, könnte aber einen Elitenwechsel vorbereiten. Er war in der Vergangenheit auch geschickt genug, die Sicherung der Macht mit einigen Reformen im Justizbereich zu verbinden.

Marković hat noch in der kommunistischen Partei in jugoslawischer Zeit gelernt, wie man Apparate kontrolliert. Der konservative Mann, dessen Ausdrucksweise als sehr "trocken" gilt, ist verheiratet, hat drei Kinder und geht gerne fischen. (Adelheid Wölfl, 27.10.2016)