Grafik: der Standard

Der sauber gezeichnete Tipo ist nicht nur beim Verbrauch, ...

Foto: Andreas Stockinger

... sondern auch hinsichtlich Vernetzung, Konnektivität, auf Höhe der Zeit.

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Wien – Es ist so eine Sache mit dem Wiedererkennungswert. Fiat, das ist (im Pkw-Bereich) heute in der Wahrnehmung eigentlich hauptsächlich 500 in diversen Ausformungen – und Panda. Und jetzt kommt dieser Typ daher, auf Italienisch: Tipo. Als Fünftürer 4,37 m lang, spielt er in einer Liga, die in Europa umkämpfter kaum sein könnte, SUV-Boom hin oder her, nämlich in der Golf-Klasse.

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Die gute Nachricht: Fiat bleibt da weiterhin präsent. Die nicht so gute: Die Italiener haben in diesem Segment in den vergangenen Jahren deutlich an Reputation eingebüßt, die Ahnenreihe rückwärts heißt Bravo (ab 2007), Stilo (ab 2001), Bravo/Brava (ab 1995) und Tipo (ab 1988) – der auch der letzte absatztechnisch in Europa richtig überzeugende Beitrag war.

Vielleicht hat man sich deshalb für die Wiederbelebung des Namens entschieden. Entstanden ist der Neue jedenfalls in Kooperation mit der türkischen Fiat-Beteiligung Tofas, gebaut werden 5-Türer, Kombi und Limo (Ægea) im Werk in Bursa in der Türkei, und ja, ganz klar, die Stufenheckversion erfreut sich in dortigen Breiten großer Beliebtheit.

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Wollen wir den Tipo einmal nüchtern betrachten. Hübscher Wagen, wenngleich nicht der absolute Höhepunkt italienischen Designgenies, und, wie eingangs angedeutet, erst beim zweiten Hinsehen als Fiat identifizierbar. Drinnen herrschen großzügige Platzverhältnisse, für Passagiere wie für Gepäck (440 Liter Kofferraum; zum Vergleich VW Golf: 380, Opel Astra: 370), hinten pumpern Hochgewachsene aber rasch mit dem Haupt am Himmel an.

Ätherisch

Ätherische Öle vom Hartplastikbaum empfangen einen gleich einmal, das wird an der Neuheit des Testwagens gelegen sein und hat sich inzwischen vermutlich verflüchtigt. Die Instrumente geben keine Rätsel auf, der große, aufgesetzte Infotainment-Touchscreen spielt alles an Vernetzung, was das Automobilistenherz heute begehren mag. Und auch die Verarbeitungsanmutung hinterlässt einen sauberen Eindruck.

Im Detail fällt vielleicht auf, dass etliche Konkurrenten in dem Punkt höherwertig wirken, manche sogar deutlich, speckiges Hartplastik ist ja eher im Rückzug. Gegenargument ist das wahrlich attraktive Preisniveau, mit dem der Tipo auf Kundenfang geht.

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Der 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS und 320 Nm entpuppt sich als wohltuend zupackend, das Turboloch unten: geschenkt. Die Lenkung hingegen würde unsereins sich weniger schwammig und auch präziser wünschen, doch wer weiß, ob die Kundschaft sich an so was stoßen wird. Und das Fahrwerk mit Verbundlenker-Hinterachse ist weich und komfortabel ausgelegt, neigt bei kurzen Wellen aber zur Stößigkeit. Ja doch, es gibt ein Leben außerhalb von Cinquecento. (Andreas Stockinger, 2.11.2016)