STANDARD: Schwierige erste Frage: Was ist Liebe?

Straßer: Mir fällt zuerst ein: Die Liebe zu meinem Kind ist bedingungslos. Die Liebe zu einem Partner bedeutet Vertrauen. Sich darauf verlassen zu können, dass der auch da ist und man das Leben nicht allein durchstehen muss.

STANDARD: Jemand sagte einmal: Wahre Liebe ist kühl.

Straßer: Ich tue mir mit dem Wort schwer, weil ich damit Ungemütliches verbinde. Nach einer gewissen Zeit ist die Liebe wahrscheinlich nicht mehr so feurig, lodrig, sondern hat etwas Konstantes. Aber es ist dann immer noch warm und manchmal sogar heiß.

Foto: ORF/Gebhardt Productions

STANDARD: Haben Sie das Thema Liebe für "Wie tickst du?" gewählt?

Straßer: Nein, ich hätte lieber etwas mit Ernährung genommen, aber das war vergeben. Ich hätte Liebe nicht unbedingt genommen, weil ich das so schwer finde.

STANDARD: Wie haben Sie sich dem Thema angenähert?

Straßer: Die Redakteurin hat mich motiviert und ganz verschiedene Zugänge gesucht. Wir treffen ein wunderbares altes Paar, das immer noch ganz verliebt ist. Wir sind in einem SM-Café, wo Menschen mit anderen Sexualität teilen, trotzdem aber nur mit einem Partner zusammen sind und glauben, das ist das Geheimnis für die langanhaltende, dauerhafte Liebe. Tinder finde ich spannend. Ich habe gelernt, dass es nicht nur um Sex geht.

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STANDARD: Am überraschendsten für Sie?

Straßer: Dass jede vierte Partnerschaft über das Internet entsteht. Leute, die sich übers Internet kennenlernen, heiraten früher, ziehen früher zusammen, kriegen früher Kinder. Ob sie sich früher scheiden lassen, weiß man noch nicht. Leute, die sich auf Tinder anmelden, machen das, weil sie keine Zeit haben. Da haben wir einen ganz lieben, jungen Mann getroffen, der ist Bodybuilder und gleichzeitig in einer Anwaltskanzlei, der hat keine Zeit für nix. Er geht in der Früh trainieren, auf dem Weg dorthin macht er schon dieses Swipen und Anklicken, wenn dir jemand gefällt. Nach der Dusche auf dem Weg zur Anwaltskanzlei hat er schon die Matches, und wenn er am Abend rausgeht, hat er ein Date. Ich war einen Tag unterwegs mit diesem Typen, allein dieses Wegwischen finde ich so brutal.

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STANDARD: Umgekehrt träumen alle von der romantischen Liebe und der Traumhochzeit.

Straßer: Keine Zeit soll es kosten und keine bösen Überraschungen. Alles muss komplett geplant sein. Für mich ist das überhaupt nichts.

STANDARD: Welches von Ihren "Untersuchungsobjekten" findet Ihre größte Zustimmung?

Straßer: Ich stimme am meisten mit dem alten Paar überein. Ich glaube, so kann es funktionieren: Jeder muss ein bisserl nachgeben, sonst hat man einen Krieg.

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STANDARD: Es gibt auch Liebe zum Erfolg. Was bedeutet Ihnen Erfolg?

Straßer: Erfolg macht mich ein bissel freier. Ich finde es angenehm, dass man mich in der Branche kennt, ich nicht zu Castings rennen muss. Es wird entspannter.

STANDARD: Verändert der Erfolg?

Straßer: Mich überhaupt nicht, ich weiß aber nicht, wie das andere sehen. Meine Freunde sind immer noch die von ganz früher. Komplett verändert hat mich allerdings das Muttersein.

STANDARD: Sie und Ihr Mann Thomas Stipsits treten gemeinsam auf und geben auch gemeinsam Interviews. Wie viel darf man von seinem Privatleben preisgeben?

Straßer: Wir machen keine Homestorys, ich finde das schrecklich. Über gewisse Dinge rede ich gern, zum Beispiel über mein Muttersein, über Stress mit dem Körper. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, hat man eine gewisse Verantwortung. Ich sage gern, dass ich überhaupt nicht verstehe, wie man 17 Stunden nach der Geburt gleich fünf Kilo weniger haben soll. Thomas redete über seine Panikattacken, das finde ich auch gut, weil das jedem passieren kann.

STANDARD: Das "Gemischte Doppel" kommt gut an. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Straßer: Wir erzählen Alltagsgeschichten und verkleiden uns so wenig wie möglich. Fast alle Geschichten beruhen auf wahren Begebenheiten, wir haben sie selber geschrieben und ein Jahr gesucht. Das war in der Zeit, in der wir uns für die Hochzeit anmeldeten und ich mich für die Karenz. Das war natürlich ein Geschenk. Jedes Mal, wenn ich bei der Sozialversicherungsanstalt war, kam ich mit einer neuen Geschichte heim.

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STANDARD: Wie bringen Sie den Job mit dem Kind unter einen Hut?

Straßer: Zach, ich bin eine Managerin, sitze stundenlang vor dem Computer und mache Pläne. Die Drehtage sind ganz schwer zu planen, weil die Länge variiert. Aber gut, so ist es halt. Das müssen andere auch so machen.

STANDARD: Der Beruf der Schauspielerin ist dem Muttersein nicht förderlich?

Straßer: Nein, Theater spielen überhaupt nicht mit den Abendvorstellungen. Mein Kind ist cool, es lässt sich von einem ganzen Pool an Betreuungspersonen hinlegen.

STANDARD: Sollte mehr Rücksicht genommen werden?

Straßer: Das wird insofern gemacht, als dass ich mein Kind zum Stillen an den Set mitnehmen kann. Wo darf man das schon? Als ich vier Wochen in Tirol drehte, wurde ein Zimmer mit Kinderzimmer gebucht. Es ist in unserem Beruf bestimmt viel besser als anderswo. (Doris Priesching, 3.11.2016)