Österreichs lustigste Einstein-Frisur geht in Pension: I Stangl.

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Wien – Wenn reifere und zweifellos verdiente Herren von der Bühne abtreten, tun sie das am besten mit ein wenig Grant. Im Zitatefundus von Trainer-Maestro Giovanni Trapattoni finden sich dafür allerhand knackige Sager. "Habe fertig" ist einer davon. So heißt auch I Stangls letztes Kabarettprogramm. Kein Best-of ist es geworden, kein Was-ich-noch-sagen-wollte, wenige Sentimentalitäten. Deckel drauf und habts mi gern.

Ein neues, letztes Programm nennt das der 62-jährige Wiener und redet einfach darüber, was die Leute umtreibt: das seltsame Unbehagen mit der Political Correctness, Flüchtlinge, Islamismus und Rechtsextremismus, Verschwörungstheoretiker und blaue Führerfiguren ("Der eine redet vom Bürgerkrieg, der andere von Gott!"). Das ist mehr Kabarett von der Stange als von I Stangl.

Um Welten besser gelingt aber Hälfte zwei, in der er das Publikum am kreativen Terrassengespräch mit seinem Koautor Hannes Vogler teilhaben lässt. Über 20 Programme haben die beiden seit den frühen 1980er-Jahren zusammen geschrieben. Vom Nonsens-Witz über politische Schärfe bis hin zu perfekten Charakterparodien reichte das Repertoire.

Stangls Erzählkunst blitzt bei der köstlichen Geschichte vom Fehlversuch als Würstelstandler auf, die im finanztechnischen Vorbeiwurschteln an den Kreditgebern von der Hypo endet. Kapitalistischen Optimierern rät der Bald-Pensionär dann noch zur Einführung der 9-Tages-Woche: Das Jahr würde länger, die Menschen auf dem Papier langsamer alt, das System trickreich gerettet. Solche Einfälle bleiben hängen, sie bereichern das Kabarett um Gschichtln zum Weitersagen.

Applaus bekam I Stangl nicht nur für sein Werk auf, sondern auch für das hinter der Bühne. Als Leiter des Kabaretts Niedermair (1992 bis 2001) hat er so manchem heutigen Star auf die Beine geholfen. (Stefan Weiss, 5.11.2016)